Meine Monatstipps

Mein Tipp für den Jänner: Rück – Blick, Aus – Blick und wo bleibt der Augen – Blick?

Januarius, der zweiköpfige Gott der Schwellen und Durchgänge, hat diesem Monat den Namen geliehen. Diese Zeit ist voll von Rückblicken, Bilanzen und Zusammenfassungen. Das letzte Jahr war schlimm, es brachte viel Veränderung und Unsicherheit mit sich – das stellt niemand infrage. Diese Zeit ist auch voll von Plänen und guten Vorsätzen. Jetzt werde ich es besser machen, von nun an wird alles anders. Doch: was nützt uns die Erkenntnis des Vergangenen, was nützen alle Pläne, Vorsätze und Ausblicke, wenn wir nicht bereit sind, den Augenblick zu würdigen? Eigentlich leben wir nur in diesem Moment, alles Vergangene ist uns nicht mehr greifbar und die Zukunft ist weit weg. Unsere Sinne, das Schmecken, das Riechen, das Fühlen, aber auch Hören und Sehen sind nur jetzt aktiv. Wann fangen wir an, unsere Sinne zu benützen und nur den Augenblick zu genießen?

Ein weiterer Tipp für den Jänner: Ballnacht als Antidepressivum?

Schlafentzug hat sich für viele meiner depressiven Patienten als wirksames antidepressives Mittel herausgestellt. Dieser Beobachtung entsprechen auch viele Studien von psychiatrischen Kliniken. Daher meine häufige Empfehlung an Menschen, die an langwierigen Depressionen leiden, Medikamente nehmen müssen und dennoch nicht so richtig wieder „aufkommen“: Versuchen Sie es mit 36 (!) Stunden nicht schlafen. Dies würde bedeuten: Normaler Tagesbeginn, die Nacht durchfeiern (bitte ohne Alkohol) und dann noch den Rest des Tages aufbleiben. Der Erfolg ist mitunter toll!

Ein weiterer Tipp für den Jänner: Abwehrkraft und Stärkung des Immunsystems durch psychische Ausgeglichenheit?

Im Dezember begann ich Ihnen einen ganz wesentlichen Inhalt meiner medizinischen Arbeit vorzustellen: Die Psycho-Immunologie. Natürlich sind Tipps nicht alles, was Ihnen helfen kann, ihr Immunsystem aufzubauen. Seelische Ausgeglichenheit und stabile Muster, die die Persönlichkeit stützen und festigen, können nicht durch Ratschläge aufgebaut werden. Dennoch: Für Menschen, die sich selbst als psychisch gesund sehen, gibt es so manches, das hilft, diese Gesundheit zu erhalten. Daher noch weitere Faktoren, die sich in beobachtenden Studien als positiv für die seelisch-körperliche Gesundheit herausgestellt haben. Lächeln – die Gehirnregion, die für die Gesichtsmuskeln zuständig ist, scheint beim Kommando „Lächeln“ auch das gesamte Gehirn positiv zu stimulieren. Wer lächelt, fühlt sich auch selbst bald besser. Einfach, aber wahr. Illusionen sind erlaubt – Studien belegen, dass der Verlauf mancher schweren Krankheiten an die regulierende Funktion des Immunsystems gebunden ist (AIDS, Krebs, usw.). Durch positive Zukunftsaspekte, durch Hoffnung und auch durch Illusionen nehmen sie günstigere Verläufe als bei Menschen, die alles „nur sehr realistisch“ sehen. Ansteckungsgefahr – auch immunstarke Menschen können, wenn sie viel Kontakt mit Menschen mit negativer Einstellung, Pessimisten, Nörglern und Schwarzsehern zu tun haben, die negativen Seiten dieser Menschen übernehmen. Abgrenzung tut gut!

Ein weiterer Tipp für den Jänner: Krankheit zerstört. Depression, Alkohol- und Angsterkrankungen sind gefährliche Feinde.

Jedem ist klar, dass Krebs oder Herzinfarkt schwere, gefährliche Krankheiten sind, die unser Leben massiv verändern. Wenn wir sie verleugnen, ist es wahrscheinlich, dass wir daran sterben. Wenn wir überleben wollen, müssen wir langwierige, unangenehme Therapien auf uns nehmen. Aber auch dann verändert die Krankheit alle unsere Lebensbereiche. Der Beruf, die Beziehung, das Privatleben werden nie mehr so sein wie früher. Depression und Angst, aber auch Alkoholismus sind ebenfalls Krankheiten, die unser Leben beherrschen, verändern. Allerdings geht diese Veränderung meist schleichend und wir glauben, wir können durch Disziplin und Aktivität selber diese Krankheiten behandeln. Wir glauben auch, es sind Krankheiten, die man verstecken muss, über die man nicht reden darf. Tatsache: diese Krankheiten sind wesentlich häufiger und fordern bei weitem mehr Einbuße an Lebensqualität und Lebensjahren als Krebs und Herzinfarkt zusammen. Wie viele Beziehungen wurden durch Alkoholkrankheit zerstört? Wie viele Unfälle sind getarnte Selbstmorde? Wie viel geistige Energie ist durch Angst- und Vermeidungsmechanismen gebunden? Für diese Krankheiten gibt es wirkungsvolle Hilfe: Psychotherapie. Wir selbst haben ja die wichtigsten Informationen über unsere Krankheit, der Therapeut hilft uns sie auch sinnvoll einzusetzen. Manchmal ist auch medikamentöse Begleitung notwendig, unsere Lebensqualität wieder zu erhalten, unsere Ziele zu erreichen.

Mein Tipp für den Februar: Monat der Reinigung

Im alten Rom war der Februar der letzte Monat des Jahres und es gab ein Gebot der inneren Reinigung. Auch heute fällt meist der Abschluss und Höhepunkt des Faschings bzw. Karnevals in den Februar und damit auch der Beginn der christlichen Fastenzeit. Fasten bedeutet aber nicht nur Verzicht auf Überfluss, sondern auch Reinigung – rein physisch gesehen Entschlackung. Hat auch heute diese Zeit sehr viel von ihrer religiösen Bedeutung eingebüßt, so sollten wir doch gerade jetzt an die Bedürfnisse unseres Körpers denken. Konkret heißt das: mehr Schlaf – mehr Möglichkeit der Verarbeitung der täglichen Ereignisse. Weniger Alkohol – mehr Klarheit. Leichteres und weniger Essen – weniger Schwere, weniger Entgiftungsarbeit. Zusätzlich können durch Entschlackungstage (Reis, Erdäpfel, Obst) oder eine Apfelessigkur (morgens 2EL Apfelessig in 1/4l Wasser) vom Winter und den üppigen Festtagen angesammelte Gifte ausgeschieden werden. Viel Bewegung in frischer Luft, Sauna, Kneipp Güsse helfen dabei. Weniger Frühjahrsmüdigkeit und vielleicht sogar etwas weniger Kilos werden der Dank Ihres Körpers an Sie sein. Also: Lust auf Reinigung?

Ein weiterer Tipp für den Februar: Wintersport – Erholung mal drei?

Bewegung in frischer sauberer Luft, Sonne, Kälte oder die richtige „elektrische Ladung“ – was bewirkt den starken Erholungswert einer Winterurlaubswoche? Von Rehabilitations- und Kurmedizinern wird allgemein angenommen, dass eine Woche Wintersport den Erholungswert von drei Wochen am Meer haben. Es ist nicht klar, was genau das Wertvolle daran ist. Bei alpinem Schilauf werden in extrem kurzer Zeit praktisch alle Muskel bewegt. Langlaufen hat ebenfalls sehr gute Trainingswerte. Dennoch: es gibt auch Hinweise darauf, dass Menschen, die nur in alpiner Höhe in der Sonne sitzen, einen genauso guten Erholungswert bekommen. Mein Tipp daher: Einige Tage Urlaub in den Bergen. Die cerebralen Transmitter werden wieder aufgetankt, Depressionen bessern sich.

Ein weiterer Tipp für den Februar: Optimismus stärkt das Immunsystem – Psychoimmunologie die Dritte!

Wie in den vergangenen Monaten möchte ich auch diesmal grundlegende Tipps für „das Gesundbleiben“ geben: Ruhe und Langsamkeit sind gesund, Druck und Stress eine Gefahr. „Speed kills“ – nicht nur das Vorhaben, auch den Ausführenden. Rasen heißt nicht ganz klar im Kopf sein. Hoher Blutdruck, hoher Puls, hohes Herzinfarktrisiko. Aber auch das Risiko für Infektionen, Krebs und Autoimmunerkankungen ist erhöht. Sich selber wichtig nehmen! Bescheidenheit kann auf Dauer schaden. Ich habe bestimmte Bedürfnisse, die sind existenziell wichtig, für die kann ich nichts – denen muss ich nachkommen. (Dazu gehören: Essen, Trinken, WC gehen, aber auch Ruhephasen einhalten.) Aufschreiben heißt Gedanken in Materie verwandeln. Was man auf Papier hat, muss man nicht im Kopf haben. Es belastet nicht mehr. Ob Tagebuch, Agenda, Gedächtnisprotokolle: es ist nicht nur juristisch gut sich negative und belastende Erlebnisse aufzuschreiben. Es macht einen auch klarer und somit gesünder!

Ein weiterer Tipp für den Februar: Betriebsamkeit. Hektik macht krank – ist krank?

Betriebsamkeit meist mit dem Attribut „hektisch“ versehen – das kennen wir doch alle. Im Büro, Labor oder im Krankenhaus, überall herrscht ein dauernder Betätigungsdrang. Es wird etwas getan, weil etwas geschehen muss. „Das ist zu erledigen – am besten gestern!“, sagt der Chef. Wie kommt es zu solchem Beschäftigungsdrang? Ist es ein äußerer Druck, dem wir gehorchen, ein echter Sachzwang? Oder steckt die Unruhe in uns? Sind wir es selber, die es nicht aushalten, untätig zu sein. Sind wir es selber, die uns Aufgaben, Beschäftigungen suchen. Das E-Mail muss sofort beantwortet werden. Alles ganz dringend … Ist „sofort erledigen“ wirklich ein Qualitätskriterium? Hand aufs Herz: Manche/r von uns hat ein schlechtes Gewissen, wenn er/sie fünf Minuten ruhig sitzt. Nicht nur in der Arbeit, auch zu Hause. Ständig muss etwas geschehen. Am besten mehrere gleichzeitig. Essen und zugleich Reden und Musik oder Nachrichten hören, besser noch Fernsehen. Stille heißt Leere. Untätigkeit und Tod sind nicht weit weg. Ist das gesund? Lernen wir täglich 10 Minuten Ruhe zu genießen. Untätigkeit und Stille ertragen. Eines zu machen – immer nur eines …

Ein weiterer Tipp für den Februar: Schenk dir selber einen Tag!

Können Sie das: sich zurücklehnen und einen Tag nichts tun? Ich meine gar nichts. Keine Wäsche waschen, kein Geschirr wegräumen, nicht Staub saugen, keine Freunde treffen, einfach gar nichts tun. Wenn ja, dann ist dieser Tipp nicht für Sie. Wenn nein – dann wird es Zeit, sich das bewusst einmal vorzunehmen. Und durchzuführen. Quält Sie immer das Gewissen, wenn Sie faul sind oder gibt es eine innere Stimme, die Ihnen dann immer sagt, wie viel Sie eigentlich tun könnten und was noch alles zu erledigen ist? Ist nur wegfahren oder krank sein die Entschuldigung für nichts tun? Das kann teuer oder gefährlich werden. Daher fangen Sie an, sich gelegentlich einen Tag für sich selber zu nehmen. Einen Tag, an dem Sie alles tun, was Ihnen Spaß macht. Musik hören, lesen, fernsehen, privatisieren! Ihr Körper, Ihr Geist, Ihre Gesundheit werden es Ihnen danken!

Mein Tipp für den März: Neue Kraft für Pflanzen und Menschen

So rasch heuer der Frühling auch zu kommen scheint, es muss dennoch die Zeit sein, über unsere Beziehungen nachzudenken. Wenn Blumen und Knospen sich entwickeln, gehen auch die Menschen „in den Saft“ und bei manchen erwacht das Bedürfnis, sich wieder liebevoll und wertschätzend dem Partner zuzuwenden. Fragen können helfen: Was sehe ich in meinem Partner? Was sieht mein Partner in mir? Bringe ich Zeit und Energie für unsere Beziehung auf? Was ist unser gemeinsames Ziel? Was könnte uns von diesem gemeinsamen Ziel abbringen? Was steht zwischen uns? Gibt ist es etwas, das uns immer wieder belastet, das wir nie an- oder aussprechen wollten, das immer Tabu war? Gerade diese letzte Frage, die Frage nach ignorierten, unbewussten, ausgeblendeten Anteilen bringt so manche neue Einsicht. So kann Arbeit, Kindererziehung oder die Pflege eines bedürftigen Angehörigen, aber auch eine intensive Beschäftigung z. B. mit dem Computer nicht nur Energie aus der Beziehung abziehen, sondern auch wie ein Schutzschild zwischen den Partnern stehen und alle Konflikte absorbieren. Eine Beziehung ohne Konflikte aber, ist keine Beziehung von erwachsenen Menschen, die einander Raum geben wollen, sich selbst zu entwickeln, um dann wieder Gemeinschaft zu leben.

Ein weiterer Tipp für den März: Frühjahrsmüde? – mit frischem Wasser gegen das „fade Aug“!

Wenn die Tage länger werden, beginnt die Natur sich auf die neue Wachstumsperiode einzurichten. Der Mensch, der den Winter über aktiv war und keine Zeit zum Winterschlaf hatte, spürt das in der Frühjahrsmüdigkeit (-> Frühlingserwachen).

Jetzt ist die Zeit der vitaminreichen Ernährung, der Apfelessig-Kur und der Abwehr- und Kraftsteigerung durch Kneipp-Güsse. Täglich morgens am Ende des warmen Duschens: Sie beginnen am rechten Bein, dann das linke, dann rechter Arm und Schulter und zuletzt die linke Seite. Wer es schafft, sollte auch noch Schulter- und Nackenpartie mitnehmen. Das Wasser muss richtig kalt sein und man sollte pro Körperteil mindestens sechs Sekunden lang gießen. Nachher abfrottieren. Dieses Vorgehen regt den Kreislauf und das Immunsystem an.

Ein weiterer Tipp für den März: Schwindel und Panik … zuerst einmal auf die Hals- und Brustwirbelsäule schauen!

Nicht selten ist die Wirbelsäule, unser Stütz- und Ausdrucks-Organ, Basis für medizinisch sonst schwer erklärbare, Angst machende Beschwerden.

Die Wirbel werden von zahlreichen kleinen und kleinsten Muskeln und Bändern aneinander gehalten. Unser Lebensstil mit wenig Bewegung und viel Stress kann Verspannungen dieser Muskeln mit sich führen. Schmerzen im Brustbereich, Schluckbeschwerden, Würgegefühl, Atemnot und auch Schwindel können die Folge sein.

Nicht selten führen damit vergesellschaftet Angst, Panik oder zumindest Besorgnis zu Durchuntersuchung und Krankenhauseinweisung. Die Ergebnisse sind dürftig, aber deswegen kann nicht gesagt werden, dass der Betroffene „nichts“ hat.

Meist sind es Fehlhaltungen, die durch Anspannung, Stress und dem Bestreben „Haltung zu bewahren“ auf diesen Weg zum Problem werden.

(-> Schwindel).

Ein weiterer Tipp für den März: Jeder Augenblick ist ein Abenteuer!

Viele Menschen suchen Ablenkung, Zerstreuung (sagten unsere Großeltern), Fun (sagt man heute). Immer muss es Musikberieselung geben, nicht ein, sondern hunderte Fernsehsender sind nötig, um uns zufrieden zustellen. Schicke Lokale, Ausgehen, Spaß haben, immer ist was los. Fast ist es so, als wollten wir durch diese dauernde Beschäftigung von etwas ablenken. Wollen wir eine innere Stimme übertönen? Haben wir den Kontakt zu uns selber verloren? Eine rein physische Übung: haben Sie sich schon einmal bewusst gemacht, wie Sie sitzen, welche Teile Ihres Körpers die Unterlage berühren? Setzen Sie sich aufrecht hin, schließen Sie die Augen, denken Sie bewusst an die Stellen des Körpers, die vom Sessel, vom Boden getragen werden. Spüren Sie hinein! Bringen Sie Ihre Wirbelsäule senkrecht darüber. Sodass Sie das Gefühl haben, sie sei darüber aufgehängt. Spüren Sie die kleinen Bewegungen des Körpers! Jeder Moment ist anders, ein Erlebnis, genießen Sie es!

Ein weiterer Tipp für den März: Direkter Dialog – gesund am Arbeitsplatz und in der Familie.

Wenn es Probleme gibt – sprechen Sie es aus! Das direkte Gespräch, oder auch Konflikt ist wie ein Gewitter, danach scheint die Sonne umso schöner. Ein Problem, ein Missverständnis nicht zu klären, alle Konflikte und Ungerechtigkeiten hinzunehmen, führt nicht nur zu einer schlechten Stimmung, sondern kann auch gesundheitliche Folgen haben. Natürlich kann es sein, dass nicht immer gleich der richtige Zeitpunkt ist, etwas an- bzw. auszusprechen, aber gesagt muss es werden! Wenn wir sehr emotional sind, zerstören wir oft fein geknüpfte Bande von Vertrauen und Beziehung. Wir sagen etwas unbedacht und verletzen den Anderen, das ist sicher nicht sinnvoll. Aber ein quälendes Problem zum richtigen Zeitpunkt klar und deutlich auszusprechen, das kann nicht schaden. Immer gut ist es dabei seine eigene Wahrnehmung, die eigenen Gefühle klar auszudrücken: „wenn du das so machst, fühle ich mich so“.

Mit einem klaren Gespräch – dem direkten Dialog kann in jeder Familie Wichtiges geklärt werden und auch in der Arbeit. Haben Sie den Mut dazu, fordern Sie ein Gespräch ein!

Mein Tipp für den April: April im Herzen?

Ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen: Die Sonne scheint – sie verlassen das Haus, draußen ist es echt warm. Doch nach einer halben Stunde ziehen Wolken auf, es wird kalt und finster, es fängt zu regnen, ja zu schneien an. Sie werden nass. Nach ein paar Minuten Kälte und Nässe kommt wieder die Sonne zum Vorschein und es ist als ob nie etwas gewesen wäre. Ist unser inneres Wetter so veränderlich wie das sprichwörtliche Aprilwetter? Schwanken unsere Stimmungen ebenfalls extrem und in kurzer Zeit? Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt … Von vielen fälschlich als anderer Name für „manisch-depressiv“ bezeichnet – das ist wahrscheinlich ein wichtiger Teil unseres Wesens, dass wir reagieren können und dürfen. Aber wenn diese Stimmungsschwankungen zu heftig werden, kann es gefährlich werden. Wenn wir zu jähzornig sind, gewalttätig oder beleidigend, abwertend – untergriffig können unsere Beziehungen darunter leiden, unsere Mitmenschen seelisch oder körperlich verletzt werden. Uns selbst geht es dann ebenfalls sehr schlecht und die Konsequenzen unseres Handelns sind vielleicht so weitreichend, dass wir es lange bereuen werden. Das muss nicht so sein und es ist sehr wichtig, zu wissen, dass Menschen, die unter so starken Gemüts-Schwankungen leiden, ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen können.

Ein weiterer Tipp für den April: Ostern – Auferstehung des Wortes?

Ostern, das christliche Fest der Auferstehung, wurde von den Kirchenvätern in den Frühling gelegt, die Zeit der Auferstehung der Natur. Was ist unser persönliches Ostern? Aus der Sicht des Psychiaters und Familientherapeuten: Es ist Zeit, wieder mehr miteinander zu sprechen. Gerade Partner, die schon viele Jahre zusammenleben, leiden – jeder für sich – an der Sprachlosigkeit. Morgens in die Arbeit, abends vor den Fernseher, dann ins Bett – dazwischen Kinderbetreuung. Sieht so Ihr Alltag aus? Wo bleibt die Wertschätzung, wo das ehrliche „Wie geht es Dir, wie war Dein Tag?“ Gibt es in Ihrer Beziehung ein zärtliches „sich-um-den-anderen-sorgen“? Es ist Zeit für ein liebevolles und einfühlsames Gespräch miteinander!

Ein weiterer Tipp für den April: Leistungsdenken – und wo bin dann ich?

In unserer Gesellschaft zählt „Leistung“ als einer der höchsten Werte. Für viele ist sie die einzige Möglichkeit zur Selbstdefinition. Immer wieder berichten Menschen, dass sie nur dann etwas wert seien, wenn sie auch dafür etwas leisten! Das erstreckt sich nicht nur auf den Beruf. Manche von uns können auch Beziehungen nur dann leben, wenn sie für alles, was sie bekommen, auch etwas geben. Geben ist seliger denn nehmen. Das ist doch ganz normal – oder?

Doch was passiert, wenn niemand meine Leistung will? Was, wenn ich nicht mehr geben kann? Wenn ich nichts zu bieten habe? Bin ich dann nichts mehr wert? Darf ich 20–30 Minuten entspannen, oder ist Betriebsamkeit angesagt? Für viele ist bereits eine kleine Pause in ihrem Alltagsstress eine Bedrohung, es droht das nichts – die Leere. Freizeit muss aktiv verbracht werden. Urlaub soll ein Programm haben. Wenn ich nichts tue – bin ich nichts. Die ganze Wellness-Sparte (z. B. Trainer für Entspannungstechniken) lebt davon.

Probieren Sie es, das selber zu machen! Genießen Sie bewusst einmal die Zeit des „Nichtstuns“. Leben Sie einige Tage allein, rufen Sie niemanden an, bieten Sie nichts an. Mal sehen, was passiert …

Ein weiterer Tipp für den April: Psychotherapie ja – aber welche?

Oft werde ich von Patienten gefragt, welche Psychotherapie und welcher Therapeut, welche Therapeutin für sie sinnvoll sei. Diese Frage ist zwar nicht leicht zu beantworten, aber ich gebe gerne folgende Richtlinien:

1. Die Methode ist nicht das wichtigste Kriterium. Prinzipiell kann man ganz grob drei Schienen erkennen: Verhaltenstherapie wird eher kognitiv – also über den Verstand arbeiten. Analytische und systemische Verfahren arbeiten sehr viel mit Gefühlen und inneren Anteilen, also mit dem Unbewussten. Körpertherapie arbeitet mit dem Körper, da muss der sprachliche Zugang nicht so wichtig sein. Der Körper ist die „Bühne der Seele“.

2. Suchen Sie eine Therapeutin/einen Therapeuten nach Ihrem Gefühl aus. Information kann man über das Internet, auf Empfehlung durch Bekannte oder einen Arzt bekommen. TherapeutInnen dürfen mit Ihnen niemals bekannt, befreundet oder gar verwandt sein!

3. Machen Sie ein Erstgespräch aus, Psychotherapie ist eine Dienstleistung. Wenn Ihnen die Therapeutin/der Therapeut nicht sympathisch ist, kann es sein, dass Sie sich nicht wirklich öffnen, fallen lassen können – dann hat die Therapie wenig Sinn.

Wichtig ist es, einmal zu beginnen! Therapie bedeutet, Veränderung willkommen heißen!

Ein weiterer Tipp für den April: Schwindel und was hilft?

Bewegung ist Leben, pflegte Großmutter zu sagen. Der Arzt kann sich dem nur anschließen. Gerade wenn Schwindel unser Problem ist, kommt es darauf an, Bewegung zu machen. In unserer Welt ist so wenig Platz für Bewegung. Schwindelzustände sind oft auch die Folge von Fehlhaltung und verspannter Muskulatur in der Nackenregion und der oberen Brustwirbelsäule. Die Stellungsmelder, die die Körperposition im Raum an das Integrationszentrum im Gehirn melden, sind überreizt und geben dann falsche Informationen weiter.

Durch einfache Lockerungs- und Bewegungsübungen kann dem abgeholfen werden. Dabei kommt es nicht so sehr auf das ganz exakte Nachturnen an, sondern darauf, diese Übungen oft und zwischendurch zu tun. Dann helfen sie.

(-> Schwindeltraining)

Ein weiterer Tipp für den April: Flüchten, verstecken und was das Gute am Bleiben ist.

Kennen Sie den Impuls: ein Streit mit der Partnerin – und Sie möchten flüchten? Weg, einfach weggehen, nicht weiter sprechen, nicht weiter argumentieren müssen, das ist es, was Sie wollen. Oder: ein schwieriger Tag im Büro, sie kommen nach Haus und ziehen sich mit einem Bier vor den Fernseher zurück, oder vor den Computer? Obwohl Ihre Frau gewartet hat, vielleicht etwas für das Abendessen vorbereitet hat. Aber es tut einfach so gut zu flüchten, sich nicht mehr auseinandersetzen zu müssen, nicht berichten, was passiert ist, einfach abschalten – vergessen!

Ist das wirklich die einzige Methode, mit Problemen umzugehen? Wenn ja, dann ist das sehr traurig. Es schadet Ihrer Beziehung, es schadet Ihrem sozialen Leben und letztendlich schadet es Ihnen selbst am meisten. Sie verlieren den Kontakt zur Partnerin, sie stecken fest! Denn ein Streit ist eine Chance eine Rückmeldung zu bekommen, etwas neu zu sehen, neu zu beginnen – sich bewegen. Wenn Sie über die Probleme sprechen, die Sie in der Arbeit haben, gibt das nicht nur Ihrer Partnerin Einblick in Ihre Welt und das Gefühl mithelfen zu können. Es gibt auch Verständnis und vielleicht neue Möglichkeiten, eine festgefahrene Situation zu sehen!

Widerstehen Sie dem Fluchtimpuls, bleiben Sie in der Konfrontation, im Gespräch – es ist das Leben! Leben braucht Bewegung.

Mein Tipp für den Mai: Die Unsterblichkeit der Maikäfer …

Haben Sie sie schon gesehen? Die Maikäfer sind wieder da. Am 25. 4. habe ich in Wien, 18. Bezirk, einen gesichtet. Sie sind zwar nicht so häufig wie früher, aber sie sind nicht ganz ausgestorben …

Vielleicht denken Sie jetzt, geschätzter Leser, der Autor dieses Beitrags ist selbst ein Fall für den Psychiater geworden. Aber es ist mein Ernst: Maikäfer, diese früher als Schädlinge verfolgten Tiere, haben einen gewissen Bezug zu psychiatrischen Themen, genauer gesagt zu unseren Unbewussten.

Denn dieser Käfer legt seine Eier in den Boden. Es schlüpfen die Maden, Engerlinge genannt, die an den Wurzeln fressen. Das schädigt Pflanzen, kostet Kraft. Wenn sie fett genug sind, treten die Engerlinge in ein Ruhestadium. Sie verpuppen sich, um nach einiger Zeit – ganz anders aussehend – als ausgewachsene Käfer an die Oberfläche zu gelangen, zu fliegen, zu fressen, sich zu paaren und wieder Eier zu legen …

Wie viele Traumata, wie viele Probleme aus unserer Vergangenheit geht es so: Wir haben darunter gelitten, es hat uns Kraft gekostet sie zu verarbeiten, dann sind sie plötzlich weg. Verschwunden, verdrängt – doch nach einiger Zeit tauchen sie wieder auf. In anderer Form, unbegreiflich, vielleicht als Panikattacke, Depression oder Besessenheit und dann sollen wir etwas tun? Und was passiert: wir Ärzte geben Beruhigungsmittel.

Ist es nicht so, als würden wir Insektizide ausstreuen, die nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Nützlinge erwischen? Und genauer betrachtet, zeigen uns nicht auch die Schädlinge, dass wir etwas an unserem ökologischen Gleichgewicht verändern müssen?

Ein weiterer Tipp für den Mai: Der Mensch ist ein „Sinn“-liches Wesen!

Ist es Ihnen auch schon so gegangen? Sie gehen in der Früh aus dem Haus, und nach den ersten paar Schritten merken Sie: die Luft prickelt auf der Haut. Der Duft des Frühlings dringt Ihnen in die Nase und jeder Schritt ist ein Erlebnis! Der Mensch ist mit (mindestens) fünf Sinnen ausgestattet. Das Fühlen und das Riechen gehören auch dazu! Tatsächlich können wir mehr spüren, als wir glauben. Das prickelnde Gefühl der Luft z.B. kommt von dem Anteil an elektrischen Ladungen und frischen Sauerstoff, sowie von einer bestimmten Luftbewegung, -feuchtigkeit und -temperatur. Zusätzlich wird die Sonneneinstrahlung analysiert. All diese Parameter kann unsere Haut er-fühlen. Sie gibt uns das Gefühl der Frische und des Frühlingsmorgens weiter. Zusätzlich kann unsere Nase Tausende von chemischen Verbindungen durch „Riechen“ auseinanderhalten. Gemeinsam bedingen diese beiden Organe die Freisetzung von Glückstoffen (Endorphine) und geruchsbasierenden Sexual-Stimulantien (Pheromone), die den Menschen auf die Fortpflanzung vorbereiten. Wird darum der Mai zum Monat der Liebe, zum Wonnemonat? Mehr über den sinnlichen Körper erfahren Sie auf meiner Seite (-> Körperbewusstsein).

Ein weiterer Tipp für den Mai: Sprachlosigkeit – ein Risikofaktor?

Reden ist Silber – Schweigen ist …? Gilt dieser Grundsatz auch für Sie? Der Kenner genießt und schweigt. Aber ist es auch sinnvoll zu schweigen, wenn kein Genießen angesagt ist, wenn Sie eher leiden? Unser Gehirn hat es entwicklungsgeschichtlich so weit gebracht, da der Mensch der Sprache mächtig ist. Damit verbessert sich unsere Kommunikation, nicht nur für Jagd und Brutpflege, sondern auch und vor allem zur gemeinsamen Lösung komplexer Probleme. Nun ist aber gerade unsere Gesundheit oft das komplexeste Problem. Wen wundert es, wenn dann diejenigen, die Ihre Gefühle und Leiden sprachlich ausdrücken können, gesünder sind, als die, die alles verschweigen und in sich hineinfressen. Für Gefühle und körperliche Zustände kann man nichts, aber wenn wir sie niemanden mitteilen, sie auch für uns selbst nicht in Worte fassen, können sie unüberwindliche Probleme werden. Unsere wichtigsten Strategien, Probleme zu lösen, sind nun einmal nur über den sprachlichen Zugang erreich- und abrufbar.

Sprachloses Unglück ist ein Risikofaktor. Reden ist Gold – Schweigen ist Quecksilber!

Ein weiterer Tipp für den Mai: Helfen und helfen lassen

Für viele ist „helfen“ ein hoher moralischer Wert. Wir leben im Glauben, es sei gut jemanden, der Hilfe benötigt, zu helfen. Aber ist das immer so? Wird nicht manchmal der Hilfsbedürftige erst dadurch richtig hilflos, weil er Hilfe annimmt und seine eigenen Kräfte, Ideen und Möglichkeiten nicht ausschöpft? Es muss gefragt werden: Dient die Hilfe dazu, den einen, den wesentlichen Schritt zu tun oder ist die Hilfe selbst ein Schritt in die Abhängigkeit? Ist dann eine solche Hilfe nicht schädlich, schränkt sie nicht die Möglichkeiten des Hilfe-Annehmenden ein? Wird er dadurch nicht in seiner Problematik festgeschrieben und wirklich hilf-los? Dann stellen sich unsere Werte auf den Kopf. Dann wird der Helfer zum Täter und der Hilflose erst recht zum Opfer. Daher kann und muss jede Hilfe gut überlegt und wohl „dosiert“ sein. Sie soll eine Hilfe zur Selbsthilfe sein. Das Ziel ist: im Fluss des Lebens zu bleiben. Wer Hilfe annimmt, soll dann selbst wieder das Steuer für sein Lebensschiff übernehmen können!

Ein weiterer Tipp für den Mai: Menschliche Würde – Fremdwort in der Medizin oder Opfer der Professionalität?

Wie kann ein Mensch, in der Krankheit, im Koma, in seinen Schmerzen und seiner ganzen Einsamkeit die Würde bewahren? Ist es schlimm, am Sterbebett eines lieben Angehörigen zu weinen? Ist die/derjenige, die Emotionen zeigt, ein Mensch zweiter Klasse? Ist eine Pflegeperson, die Gefühle zulässt, unprofessionell?

Diese erschütternden Fragen werden immer wieder an mich gestellt. Und meine Antwort ist immer dieselbe: Emotionen zu zeigen, Trauer, Wut, Ärger, Schmerz auszudrücken ist für jeden Menschen ein wichtiges und ernstes Bedürfnis und soll daher nicht verboten, tabuisiert oder unterdrückt werden. Die Emotionen gehören zum Prozess der Trauer, der Loslösung oder der Veränderung.

Auch professionelle Helfer dürfen emotional sein, ihre Gefühle wahrnehmen und artikulieren, das tut der Professionalität keinen Abbruch. Sie zeigt sich in ganz anderen Dingen. z.B. darin, zu erkennen, welche Bedürfnisse ein Kranker oder ein Sterbender hat und diesen zu entsprechen. Diese Bedürfnisse sind oft nur er-spür-bar, sie werden nicht ausgesprochen. Wie kann dann das Verzichten auf die Gefühle professionell sein?

Ein weiterer Tipp für den Mai: Sexualität – „Reset“ für das Alltagsleben?

Umfragen über Sexualität, Tests und psychologische Studien sind immer sehr beliebte Blickfänger in Tages- und Wochenzeitungen. Angeblich haben die ÖsterreicherInnen über 50 die befriedigendsten sexuellen Beziehungen in ganz Europa. So das Ergebnis der Umfrage, der Fragebogen wurde von Beschwerdefreien und Gesunden ausgefüllt. Aber wie schaut es wirklich aus? Natürlich hat ein Arzt, der ja wegen Krankheiten und unbefriedigender Zustände angesprochen wird, ein anderes Bild:

Sexualität ist der Spiegel des eignen Wohlbefindens und vor allem der Spiegel der Beziehung. Überlastung, Schwierigkeiten im Beruf, aber auch Schwierigkeiten mit den Kindern, den Eltern oder andere Probleme wirken sich auf die Lust und das Bedürfnis nach Sexualität aus. Das muss gar nicht bedeuten, man hat sich nicht mehr lieb. Das heißt nicht unbedingt, man hat das Interesse am Partner verloren. Es heißt einfach, ich habe jetzt Wichtigeres zu tun, als an körperliche Nähe zu denken.

Und gerade das ist das Problem: durch körperliche Nähe, durch Zärtlichkeit und gemeinsame Entspannung, durch Eingehen aufeinander und Aussprechen der körperlichen Bedürfnisse können Partner einander so viel geben und unterstützen. Ohne viele Worte und ohne viel verstehen zu müssen wird die zärtliche, entspannte, körperliche Begegnung zum erfrischenden Reset für das Alltagsleben.

Mein Tipp für den Juni: Rauchen – aufhören?

Von der WHO allgemein ausgerufen – der Kampf gegen den blauen Dunst. Tatsächlich hat sich die „Friedenspfeife“ der amerikanischen Ureinwohner stark gewandelt. Die Motive zu rauchen sind gänzlich andere geworden. Das Suchtmittel Nikotin hat in unseren Gehirnen tiefe Spuren hinterlassen.

Wer aufhören will, sich selbst und die Umgebung dauernd zu vergiften, stößt auf viele Schwierigkeiten: Immer wieder wird man durch Werbung und Freunde verleitet – und man lässt sich auch verleiten. Das Suchtmittel lässt uns nicht los. Aber das Entscheidende: Der Raucher hat durch das Rauchen ein Verhalten entwickelt, das ihm verschiedene Vorteile bringt.

Daher ist es notwendig – wenn immer man mit Rauchen aufhören will – mindestens drei gute Gründe zu kennen, warum man raucht!

Erst wer diese Gründe erkannt hat – und immer noch aufhören will – sollte mit Raucherentwöhnung anfangen. Dann können Akupunktur, Nikotinkaugummi oder -pflaster oder auch Medikamente helfen.

Ohne Motivation geht’s nicht!

Ein weiterer Tipp für den Juni: URLAUB – aber richtig!

Die Würfel sind längst gefallen. Natürlich wissen Sie schon, wohin Sie im Sommer auf Urlaub fahren. Aber dennoch gibt es ein paar Punkte, die man beachten kann, um die 44 „wertvollsten Wochen“ des Jahres noch sinnvoller zu gestalten.

Zeitrahmen: lassen Sie sich etwas Zeit für die Urlaubsreise. Fliegen ist zwar schnell, aber am Urlaubsort zu sein bedeutet oft noch nicht, wirklich „da“ zu sein. Ihre Erinnerung, Ihr „Geist“, viele Anteile von Ihnen sind noch daheim oder bei der Arbeit. Das „Ankommen“ am Urlaubsort fällt leichter, wenn Sie sich bereits vorher mindestens einen Tag für Ruhe und Vorbereitung gönnen. Aktivität: Urlaub soll Entspannung bieten, das Gegenteil der Arbeit. Wenn, Sie einem sitzenden Beruf nachgehen, ist Aktivität und Bewegung im Urlaub richtig. Dies natürlich in Maßen, sonst kommen Sie aus dem Muskelkater nicht mehr heraus.

Kontrolle: Wenn Sie sich im täglichen Leben immer getrieben fühlen und glauben nur zu „reagieren“, so wird es sinnvoll sein, im Urlaub selbst Regie führen zu dürfen. Wenn sie immer alles für sich, ihre Firma und Familie regeln, so könnte „sich zurücklehnen und gehen lassen“ genau das Richtige sein.

Wenn der Urlaub keine Erholung bringt, dann lesen Sie bitte die Texte zum Thema Burn-out.

Ein weiterer Tipp für den Juni: Krise – Chance …?

In jeder Krise steckt die Chance auf einen Neubeginn. Diese alte Weisheit, die in vielen Kulturen ihre Entsprechung hat, ist eigentlich der Kern jeder Veränderung. Ich kann hier gar nicht die Liste aller Zitate zu diesem Thema erwähnen, sondern nur aus meiner Erfahrung im psychotherapeutischen Kontext sprechen: Ein Zusammenbruch, ein Todesfall, der uns nahe geht, eine plötzliche Krankheit oder auch ein scheinbar unbedeutendes Ereignis, wie eine Übersiedlung, das alles kann für uns ein Auslöser einer Krise sein.

Krise, das heißt alles, was bisher galt, muss man infrage stellen. Das heißt für mich, ich muss meine Karten neu mischen, muss meine Denkmuster sichten und das über Bord werfen, was mich in die Krise gebracht hat. Es heißt somit Neu-Orientierung auf einer ganz tiefen Ebene.

Durch die Krise wird uns die Gewissheit unserer eigenen Endlichkeit vermittelt. Was zählt dann noch? Was bleibt, wenn materielle Werte, Ruhm und Macht unwichtig werden?

Solche Fragen helfen uns in der Krise, sie machen aus ihr einen Neubeginn!

Ein weiterer Tipp für den Juni: Machen Psychopharmaka intelligenter?

Depression gehört zu den häufigsten Erkrankungen, und doch wird sie am stärksten verleugnet. Wenn es schlecht geht und keine andere Hilfe möglich ist, sind Psychopharmaka sind für viele noch immer die allerletzte Lösung. Die meisten Betroffenen sind nach Abflauen der ersten Nebenwirkungen erstaunt, wie gut ihr Befinden mit diesen Medikamenten ist. Viele sprechen davon, dass sie sich schon seit Jahren nicht mehr so gut, selbstsicher und authentisch fühlten.

Daher haben wissenschaftliche Untersuchungen bei depressiven Menschen den Mangel an der Überträgersubstanz „Serotonin“ nachgewiesen. Offenbar gibt es Menschen, die immer wieder oder dauernd Serotoninmangel haben und die Symptome unter denen diese Menschen leiden sind depressive Stimmung, Unsicherheit sowie Antriebs- und Entscheidungsschwäche. Diese Symptome schränken ihr Leben, ihre Beziehungen und ihren Aktionsradius ein. Sie verhindern gute Erfolge in Schule und Uni und reduzieren die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten. Nach der Einnahme von Antidepressiva verändert sich für diese Menschen das Leben. Sie werden selbstsicher, leistungsfähiger, können sich besser konzentrieren und abgrenzen. Das Leben wird interessanter und lebenswerter. Viele berichten: „Ich wusste gar nicht, was ich alles kann, wenn ich keine Angst habe, wenn ich nicht niedergedrückt bin.“ In dieser Phase verändert sich für diese Menschen sehr viel, sie holen einen Teil ihrer Entwicklung nach. Das geschieht unabhängig vom Lebensalter, wohl bei jüngeren leichter und schneller, aber auch bei älteren Menschen gibt es sehr große Veränderungen. Psychotherapie beschleunigt und erleichtert diesen Prozess des sich-etwas-Neuen-Öffnens. Die wesentliche Veränderung wird aber von diesen Menschen selbst bewirkt, mit Hilfe durch die Medikamente, aber doch aus ihren eigenen Ressourcen.

Wie ist das nun mit der Intelligenz? Intelligenz ist die Fähigkeit, neue Probleme zu lösen. Mit mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst die Zahl der Möglichkeiten. Das gilt für den abstrakt-mathematischen, wie auch für den emotional-sozialen Anteil der Intelligenz. So gesehen machen Psychopharmaka auch intelligenter. Und es macht Spaß, seine Fähigkeiten zu nützen und sich selbst beim Wachsen zuzuschauen.

Ein weiterer Tipp für den Juni: Schlafen können, ein Leben lang! – Schlafstörungen und Gesundheit.

Kreislaufstörungen, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Erschöpfungssymptome, Tagesschläfrigkeit, diese und noch viele andere Symptome führen Menschen zum Arzt. Sehr oft werden aufwendige Untersuchungen gemacht, aber wenig wird gefunden. Glücklicherweise, denn die Ursache für diese Beschwerden kann häufig in einer jahrelangen und zum Teil schon gar nicht mehr ernst genommenen Störung des Nachtschlafes liegen.

Der Schlaf ist ein komplexes und aktives Geschehen. Er unterliegt gewissen Rhythmen und Regeln, der Schlafarchitektur. Viele Menschen klagen über Einschlafstörungen oder zu frühes Aufwachen, sog. Durchschlafstörungen. Hier etwas zu tun liegt auf der Hand, aber es ist nicht leicht, denn die „klassischen“ Schlafmittel sind keine Hilfe, eher ein Schaden. Es gibt aber auch viele Menschen, die angeben, zu viel schlafen zu müssen, die morgens nicht ausgeschlafen sind, oder das Gefühl haben, die ganze Nacht gearbeitet zu haben. Solche Menschen klagen auch oft darüber, tagsüber müde zu sein, wenig Leistung erbringen zu können. Oder sie haben die obigen Beschwerden.

Schlaf, Erholung und Entspannung sind wertvoll, geben wir sie nicht sorglos aus der Hand. Wir Fachärzte für Neurologie sind auf Schlafstörungen und Schlafeffizienzstörungen spezialisiert. Sehr oft gibt es eine Hilfe.

Ein weiterer Tipp für den Juni: „S-M-S“ – das etwas andere Akronym

Short Message Service – das ist ein Begriff, den Sie alle kennen. Eine Kommunikationsform, die unsere Welt verändert hat. Alle tippen dauernd in ihre Handys und verschicken besser oder schlechter formulierte, wichtigere oder weniger wichtige Kurznachrichten. Für manche hat sich das sogar auch auf die Sprache ausgewirkt und sie sprechen nur in Kurzbotschaften. Aber etwas gehört dazu und das ist das Wichtigste: sie schreiben oder sprechen! Dort wo früher die Sprachlosigkeit zu Hause war, wird jetzt formuliert, ausgedrückt, in Worte gefasst. Nicht nur Termine, Verabredungen, Grüße, sondern auch Probleme, Sorgen, Ängste, Erlebnisse und Erinnerungen werden geschrieben und verschickt! Genauso werden auch Wut, Ärger und Verzweiflung ausgedrückt! Form und Rechtschreibung sind egal, Interpunktion, ja oft Abstände fehlen, aber Worte sind geformt, was im Kopf wahr wurde zur Materie. Was uns belastet hat, ist im Kasten, versendet, lesbar für den anderen – aufgegeben, abgegeben, weg. Und es hat uns befreit, dass wir es geschrieben haben, es hat geholfen. Denn: Sorgen machen sprachlos, aber auch Sprechen mildert Sorgen, das heißt auch „S-M-S“.

Ein weiterer Tipp für den Juni: Das Gehirn heilt sich selbst

Jetzt ist wissenschaftlich erwiesen, was lange unsere Erfahrung entsprach.

In einem sehr renommierten deutschen Nachrichtenmagazin werden die Ergebnisse der modernen Hirnforschung zusammengefasst. Sie erklären, wodurch Menschen mit Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns wieder gesund werden. Nervenzellen bilden neue Verbindungen untereinander, neue Netzwerke und Kommunikationsstrukturen. Dadurch arbeitet das Gehirn selbst an seiner Wiederherstellung. Das kann bei Schlaganfall, Hirnprellungen und nach Operationen eine wichtige Möglichkeit zur Rehabilitation sein.

Wesentlich dabei ist, dass die Nervenzellen auch genug Überträgersubstanz haben, um die Informationen weiterzuleiten. Denn zu wenig Überträgersubstanz heißt Einschränkung auf die allernotwendigsten psychischen Funktionen. Einschränkung auf ein emotional zurückgezogenes Leben, wenig Gefühle, wenig Antrieb, wenig Wünsche – aber viele Ängste und Sorgen. Wir Neurologen nennen einen solchen Zustand Depression. Unbehandelte depressive Störungen verhindern die Vernetzung von Nervenzellen. Damit kann aber die Depression nicht besser werden, sondern eher schlechter. Daher ist es wichtig, Depression adäquat zu behandeln.

Mein Tipp für den Juli: Summertime

Wie geht es Ihnen jetzt? Die Kinder sind auf Ferienlager, die Freunde haben Urlaub und sind schon weg. Sie aber arbeiten (noch). Kein Stammtisch, kein Kegeln … gerade die richtige Zeit um für sich allein zu sein? Die alten Hits… die Hitze der Stadt … die Filme im Fernsehen … aber alles schon etwas verstaubt, vielleicht auch etwas wehmütig: die Erinnerung an frühere Tage.

Und: Da gab es doch noch den (oder: die) … Haben Sie schon einmal das Experiment gemacht: das Adressbuch aufgeschlagen und die Leute angerufen, mit denen Sie seit dem letzten Sommer keinen Kontakt mehr hatten? Und wenn ja, gab es jemanden, mit dem Sie einen Konflikt hatten, der noch nicht bereinigt wurde? Wissen Sie noch, was der Konflikt war? Können Sie sich erinnern? Ist es wirklich wert, einen Freund deshalb zu verlieren? Und mit wem ist die Freundschaft eingeschlafen, ohne Konflikt, einfach so – sang- und klanglos? Haben Sie so viele Freunde, damit Sie sich so verhalten können? Oder ist etwas anderes wichtiger, der Beruf zum Beispiel?

Jetzt ist es an der Zeit anzurufen, vielleicht erreichen Sie ihn oder sie – und vielleicht bricht die Sommerhitze das Eis.

There’s a cure for the summertime blues!

Ein weiterer Tipp für den Juli: Urlaub – Zeit einmal ruhig durchzuatmen!

Viele Menschen, die in Partnerbeziehungen leben, klagen darüber, dass sie so wenig Zeit für einander haben. Aber wenn dann Sommer und Urlaub angesagt ist, dann können sie nicht zusammenfinden. Man hat sich nichts zu sagen – oder es beginnt die Zeit des Streitens und Nörgelns.

Was kann da helfen? Es gibt kein Patentrezept. Ein Paar, das im Arbeitsjahr sehr belastet war, ist mitunter von den eigenen Bedürfnissen weit entfernt. Wer hört schon in sich hinein, wenn es vornehmlich immer ums „funktionieren“ geht? Wer achtet auf seine Gefühle und innersten Wünsche, wenn Schule und Alltag den Takt angeben? Im Urlaub ist das anders – da sollen wir plötzlich „tun, was uns Freude macht“. Aber wissen wir das? Was wollen wir wirklich? Was macht uns Spaß? Konflikte mit dem Partner im Urlaub entstehen, wenn eigene Bedürfnisse, Wünsche unausgegoren und fehlgeformt den Partner überfallen und seine Wunschwelt beeinträchtigen. Wenn nicht mehr ein äußerer Druck, sondern eigene Interessen den Ton angeben, kann es leicht zu Missverständnissen kommen. So manche Kritik, so manches Nörgeln ist in Wirklichkeit ein Wunsch, der seine äußere Form verloren hat.

Denken Sie beim nächsten Mal dran, wenn sie Schimpfen, Nörgeln. Atmen Sie zuerst ruhig durch und fragen Sie sich, was ist eigentlich mein Wunsch hinter dem Impuls, den ich jetzt spüre? Was will ich wirklich und wie kann ich es meinem Partner sagen, ohne dass es ihn verletzt?

Ein weiterer Tipp für den Juli: Alkohol und Depression – gehören Sie zusammen?

„Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“ Ein altes Sprichwort in Österreich leider nur zu wahr. Alkohol ist die am weitesten verbreitete Einstiegsdroge. Hunderttausende Alkoholkranke in Österreich und eine Selbstmordstatistik, die uns nachdenklich machen sollte, sprechen für sich. Österreich ist in beiden Bereichen Weltspitze! Traurig!

Um Bewegung und Veränderung zu starten, ist es nötig einige Grundsätze zu wissen: Alkoholismus ist eine Krankheit und nicht wie meist angenommen eine schlechte Angewohnheit. Genetisch ist eine „Liaison“ zwischen Alkoholkrankheit und Depression nachweisbar. Der Depressive und der Angst- und Spannungsbetroffene trinkt, um die Spannung und den Stress zu reduzieren und setzt damit Alkohol an die Stelle von anderen Strategien, mit diesem Problem umzugehen. Es entwickelt sich eine psychische Abhängigkeit und eine körperliche Sucht, diese entspricht der Morphiumsucht, wird ja auch z. T. durch Endorphine mitgetragen. Alkohol macht auf biologischer Basis depressiv, unkreativ, geistig starr und unflexibel. Das basiert auf einem biologischen Mechanismus und ist bereits bei kleineren Mengen (3/4 l Wein) nachweisbar.

Es lassen sich zahlreiche Beispiele dafür auflisten, wie Alkohol und Depression verknüpft sind.

Fragen Sie Ihren Arzt, Psychiater, Neurologen, welche Hilfe es gibt.

Ein weiterer Tipp für den Juli: Genieße den Augenblick!

Das oft zitierte „carpe diem“ hat Aktualität wie nie!

Carpe Diem heißt: „Nütze den Tag!“ Damit ist nicht nur gemeint, unsere Zeit gut anzulegen wie das Geld auf der Bank, Zeit zu Geld machen, für die Zukunft schaffen. Nein, aus meiner Sicht ist damit auch gemeint: Genieße den Tag, den Augenblick. Wir wissen ja nicht, wie viele noch folgen werden.

Haben Sie schon einmal das Warten auf die Straßenbahn genossen? Haben Sie sich umgeschaut, die Häuser haben etwas Besonderes. Die Menschen, die Sie betrachten, können interessant sein! Wenn Sie in sich hineinspüren, was fühlen Sie? Gibt es ein Gefühl vom Magen, vom Herz oder von den Muskeln. Alles Organe, die brav ihre Dienste für Sie verrichten. Riechen Sie! Gibt es Düfte, die Sie genießen können? Wo ist der nächste Bäcker? Hat jemand in Ihrer Nähe ein gutes Parfüm?

Jeden Tag ein paar Minuten genießen, in sich selber sein, das ist schon ein Stück Therapie!

Ein weiterer Tipp für den Juli: Keine Kraft zum Wandern!

Energielosigkeit, Erschöpfung und auch der Urlaub hilft nicht.

Immer mehr Menschen klagen über Energielosigkeit, nicht nur jetzt vor dem Urlaub. Eine Patientin drückte es so aus: Ich habe keine Kraft mehr zum Wandern. Was mir früher Spaß machte und Energie gab, ist jetzt eine unendliche Belastung für mich.

Sie ist nicht die Einzige. Müdigkeit und chronische Erschöpfung greifen um sich wie eine Seuche. Oft helfen weder Urlaub noch Entspannung, weder Wellnesshotel noch Meeresstrand. Im Gegenteil: für viele ist das Wegfahren ein Stress, die Umstellung eine Belastung. Das nicht mehr Wandern-Können wird auch zum Symbol für das Festgefahren-Sein.

Genau das ist der Zeitpunkt, an dem es notwendig ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unsere Energie ist nicht unbegrenzt. Gehen wir verantwortungsvoll damit um, dann müssen wir uns an dieser Stelle neu orientieren. Doch diese Veränderung braucht Raum, Zeit und Mut. Daher ist es sinnvoll, sie mit kompetenter Begleitung zu machen.

Mein Tipp für den August: Traum-Urlaub – Zeit der Träume!

In der Arbeitsperiode ist der Schlaf oft beeinträchtigt: Gedanken an den nächsten Tag, die nächste Ziele, große Routine oder Übermüdung. Dies alles kann dazu führen, dass unser Traum erleben sich während des Arbeitsjahres komplett von dem unterscheidet, welches wir während der Urlaubszeit haben.

Das ist keine Wertung: auch Träume während der Arbeitsperiode sind wertvolle und wichtige Signale aus dem Unbewussten. Sie halten sich aber viel mehr an Tagesereignisse, als solche, die wir während des Urlaubs haben. In dieser Zeit verarbeiten wir die Arbeitsinhalte viel umfassender und – was noch wertvoller sein kann – geben uns Auskünfte über geheime Wünsche, Sehnsüchte und unterdrückte Gefühle.

Es ist daher sinnvoll, gerade in der Urlaubszeit Träume zu schätzen und ihre Inhalte wahrzunehmen. Daher ein Tipp: schreiben Sie Ihre Träume immer auf! Legen Sie sich Papier und Schreibzeug zum Bett und machen Sie gleich in der Nacht eine Notiz. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass der Traum so bewegend oder nett war, dass er Ihnen auf jeden Fall bis zum Frühstück bleibt. Das ist nämlich so gut wie nie der Fall.

Die Inhalte der Träume geben Ihnen einen guten Zugang zu Bereichen ihres Seins, die Ihnen sonst verschlossen bleiben. Nützen Sie sie!

Ein weiterer Tipp für den August: Wasser des Lebens

Wer kennt es nicht, das Märchen vom „Wasser des Lebens“, in dem ein König durch ein bestimmtes Wasser, das ihm sein jüngster Sohn – nach vielen Schwierigkeiten und Gefahren, die er durchmachen musste – bringt, wieder gesund wird. Aber ist nicht jedes trinkbare Wasser ein Wasser des Lebens? Für uns alle ist „trinken“ immens wichtig. Für ältere Menschen kann es sogar den Tod oder eine schwere Krankheit (Schlaganfall) bedeuten, wenn sie zu wenig trinken. Ein Beispiel: Ein älterer Herr, der vor etwa zwei Jahren einen Schlaganfall hatte, fährt auf Kur. Aber statt dass es ihm nach drei Wochen dort besser geht, kann er überhaupt nicht mehr gehen. Sein durch den damaligen Insult gelähmtes Bein, das sich schon wieder gut erholt hatte, ist wieder schwächer geworden. Er wird nach Hause gebracht, er will nicht in ein Spital. Ich werde gerufen und als ich komme, geht es ihm schon besser. Kein Schlaganfall, kein Grund, in ein Krankenhaus zu gehen. Was war passiert? Der Herr hatte auf der Kur das Leitungswasser nicht trinken wollen, weil es nicht sicher war, ob es ihm guttäte. Daher hat er nur zu den Mahlzeiten ein Glas Mineralwasser getrunken und ist ausgetrocknet. Zu Hause traute er sich wieder ausreichend zu trinken und sein Zustand besserte sich!

Was gilt als ausreichend? Jetzt in der heißen Jahreszeit muss jeder mindestens einen Liter mehr trinken als sonst: 2,5 l bei normalem Wetter und 3,5 l bei Hitze. Alkohol und Kaffee gelten nicht als Getränk, dünne Suppen und verdünnte Fruchtsäfte schon. Flüssigkeit bringt Energie und verhindert Schmerzen. Übrigens: Diese Mengen gelten auch für junge Menschen, besonders wenn Sie in einem Raum mit Klimaanlage arbeiten. Denken Sie auch bei einem längeren Flug ans Trinken! Das ist der wichtigste Weg, sich gesund zu erhalten.

Ein weiterer Tipp für den August: Therapie durch Schreiben? Schreib deine Probleme auf!

Grübeln, Gedankenkreisen, endlos Probleme wälzen, Albträume … Wie kann man das loswerden?

Eine Methode ist: Aufschreiben. Schreiben bringt Struktur und aufgeschriebene Gedanken sind Materie gewordene Geister. Vor einem Gedanken, den man „fassen“ kann, braucht man sich nicht zu fürchten. Bei Träumen ist es auch so: wenn ich mir vornehme, dieser Traum ist wichtig, den schreibe ich auf, sobald ich aufwache, verliert er an Bedrohlichkeit.

Für jemanden, der von Depression betroffen ist, kann Schreiben viel Trost, Ruhe und Klärung bedeuten. Sich einem Tagebuch anvertrauen wirkt zwar heute ein bisschen altmodisch, aber es tut gut. Internetforen oder Online-Sprechstunden sind im Prinzip auch nichts anderes. Die Schwelle ist niedrig, man kann sehr gut aus sich heraus gehen und etwas mit jemanden teilen. Dennoch ist Schreiben für Depressive niemals die einzige Lösung, aber ein guter Beginn dem Grauen selbst ein Ende zu setzen und Hilfe annehmen zu lernen.

Ein weiterer Tipp für den August: Sicherheit durch Verantwortung

Wenn wir auch für den Augenblick leben, ihn nützen, so ist es doch manchmal auch wichtig vorauszuplanen. Es ist einfach gut, die Zukunft mitbestimmen zu können. Verantwortung für sich selber, für das eigene Handeln zu spüren. Wenn ich an die Folgen denke, für das, was ich mache, so bin ich mir meiner Verantwortung bewusst. Natürlich kann ich nicht alles vorhersehen, nicht alles planen. Aber ich kann mir meine Gedanken machen, wenn ich etwas sage oder tue. Ich kann mich fragen: „Wie erlebt mein Partner, meine Familie das, was ich jetzt mache? Welche Folgen hat das für meine Beziehung? Will ich diese Folgen? Helfen sie mir, meine Ziele zu erreichen?“

Durch diese Art von verantwortlichem Handeln, leben wir achtsamer, überlegter und sicherer. Wir lassen uns von Ereignissen nicht mehr so leicht überrollen. Wir haben unser Leben gut in der Hand.

Ein weiterer Tipp für den Juli/August: Sommer – Urlaub – Loslassen, Urlaub im Kopf

Das Arbeitsjahr war intensiv und heftig. Wir alle haben den Urlaub verdient. Wie schön, wenn es uns auch möglich ist abzuschalten, loszulassen. Meist brauchen wir einige Tage, dass uns der Job nicht mehr im Kopf herumspukt, dass Chef und Kunden, Kollegen und Mitarbeiter aus unserem Bewusstsein verschwinden. Es tut gut, einfach auszuspannen.

Dabei ist es nicht so sehr die große Reise, der weite Abstand vom Daheim und vom Büro, auf die es ankommt. Wichtig ist der innere Abstand, das Entspannen mit gutem Gefühl. Nehmen Sie sich die Zeit und das Recht, einfach diese Zeit für sich selber in Anspruch zu nehmen. Das ist kein Egoismus, das ist eine heilsame Notwendigkeit. Die Erfahrung zeigt: so manche Krise und Depression kann verhindert werden, wenn man sich ausreichend Entspannung gönnt. Nicht wenige, die mit Burnout Symptomen des Neurologen aufsuchen, müssen zugeben: Der letzte Urlaub ist Jahre zurück. Ist das nötig?

Urlaub ist keine Frage des räumlichen Abstandes. Urlaub haben Sie im Kopf.

Mein Tipp für den September: Kurzentspannung, Tagtraum oder Quiet Walk -probieren Sie es!

Der Herbst ist bald da, die Arbeit hat uns wieder. Wie können wir ein wenig von der Sommer-Entspannung in den hinüber Alltag retten? Es gibt einen Trick: die „20 Minuten Siesta“. Hier geht es darum, dass Sie sich den Arbeitstag so einteilen können, dass Sie etwa in der Mitte eine Pause von ca. 20 Minuten machen können.

In dieser Zeit darf Sie kein Telefon, kein Kollege und auch nicht der Chef erreichen können.

Diese Zeit muss ganz Ihnen gehören. Beschränken Sie sie aber, um nicht „negativ“ aufzufallen, besorgen Sie sich einen Kurzzeitwecker, dann können Sie es entspannt genießen. In der Pause sollten Sie eine Entspannungsübung oder einen Spaziergang machen: autogenes Training, Jacobson oder etwas anderes.

Wichtig ist nur, dass Sie absolut ungestört sind. Sie dürfen nicht essen, mit Kollegen sprechen oder im Internet surfen, sonst ist die Pause wirkungslos. Suchen Sie sich einen komplett ungestörten Bereich.

Kurzentspannung: Wenn Sie sich ruhig hinsetzen oder legen können, dann ergreifen Sie die Gelegenheit. Nehmen Sie sich die Zeit, die Ruhe zu genießen. Achten Sie auf Ihre Atmung und spüren Sie, wie Ihr Körper sich entspannt. In der Ruhephase lassen Sie sich völlig fallen. Es kann sein, dass sie in einen schlafähnlichen Zustand verfallen.

Genießen Sie es, wenn Sie träumen ist es umso erholsamer.

Am Ende der Zeit kommen Sie wieder heraus und bringen den Kreislauf in Schwung, in dem Sie ein wenig Bewegung machen.

Quiet Walk: Wenn Sie lieber gehen oder wenn Sie keinen ruhigen Bereich in Ihrer Firma haben, dann gehen Sie bewusst schweigsam, konzentrieren Sie sich auf den Körper, auf die Muskeln und Gelenke, die beim Gehen bewegt werden. Jeder Schritt ist ein Erlebnis. Fühlen Sie den Boden unter den Füßen. Nehmen Sie alles mit einem Lächeln wahr, was Sie sehen und hören, aber lassen Sie es vorbeiziehen.

Wenn Sie sich wieder ihrem Arbeitsplatz nähern, nehmen Sie wieder ihre gewohnte Haltung ein. Da wird bewusst, welchen Unterschied das ausmacht.

Wenn Sie eine dieser Übungen täglich machen, steigert das die Qualität Ihrer Arbeit, Ihr Wohlbefinden und Ihren Gesundheitszustand.

Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung.

Ein weiterer Tipp für den September: Restart – Mut zu einem neuen Beginn

Ein neues Schul-, Studien und Arbeitsjahr beginnt – Zeit auch in Ihrem Kopf die Reset-Taste zu drücken. Ob Sie im Urlaub weit weg waren oder nur daheim ein paar Tage für sich hatten, jetzt ist die Zeit für einen neuen Beginn gekommen!

Gehen Sie im Geiste Ihre Arbeitswelt durch:

Welchen Entschluss schiebe ich immer vor mich her?

Mit welchen Menschen möchte ich harmonischer zusammenarbeiten?

Was – in meinem täglichen Arbeitsablauf – stört mich, wodurch werde ich immer wieder niedergedrückt?

Was sind die großen Gesundheitskiller in meiner Arbeit?

Was kann ich, was möchte ich, was muss ich verändern?

Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Fassen Sie ein Ziel ins Auge. Umschreiben Sie es genau. Überlegen Sie, wie es für Sie sein wird, das Ziel zu erreichen, wie sie sich fühlen werden. Denken Sie daran, was Sie brauchen werden, um es zu erreichen. Bedenken Sie aber auch, wem es nicht recht sein wird, wer dagegen ist, dass Sie das Ziel erreichen…. Diese Fragen können weiter fortgesetzt werden und Schritte gesetzt, bis Sie ihr Ziel auch wirklich erreicht haben!

Wenn Ihnen Ihr Vorhaben zu groß erscheint – es gibt professionelle Hilfe. Handelt es sich um ein gesundheitliches oder ein psychisches Problem, stehe ich gerne zur Verfügung.

Ein weiterer Tipp für den September: Gewalt im Schlaf – Wer schläft, sündigt nicht – oder doch?

Nicht selten gibt es Berichte über Gewalt, die im Schlaf ausgeübt wird. Der Schläfer tritt, schlägt oder würgt den Partner. Manchmal kommen sogar sexuelle Übergriffe vor. Meist sind die Täter Menschen, die im wachen Zustand sehr ruhig und friedfertig sind. Umso größer das Entsetzen des Partners, wenn ein solches Phänomen auftritt.

Wie ist dies überhaupt möglich? Jeder kennt Albträume und fast jeder hat im Traum schon mal versucht zu kämpfen, abzuwehren oder etwas anderes mit dem Körperliche zu tun. Wir wissen: Es geht nicht. Die Glieder fühlen sich an wie mit Blei gefüllt oder wie in Honig. Durch Schlaflaboruntersuchungen wissen wir, dass die Schlaf-Gewalt in den Traumphasen auftritt, den sog. REM-Phasen, in denen normalerweise die Muskulatur völlig entspannt ist. Normalerweise – nicht bei den „Gewalt-Schläfern“. Hier liegt eine Neurotransmitterstörung vor und der Schläfer kann sich bewegen.

Ist dieser Mensch dafür verantwortlich zu machen? In der Rechtssprechung wird von Schlaf assoziierter Gewalt gesprochen. Wenn diese nachweisbar ist, kann der Gewalttätige schuldfrei sein. Allerdings: Diese Phänomene entwickeln sich schrittweise, langsam. Es ist Pflicht der Partner, rechtzeitig den entsprechenden Facharzt aufzusuchen.

Die wichtigste Frage: Gibt es Abhilfe? Zum Arzt gehen, am besten zum Facharzt für Neurologie, darüber sprechen ist ein wesentlicher Schritt. Neben einer weitgehenden Diagnostik ist es heute möglich, diese Phänomene durch eine einfache, nicht beeinträchtigende Medikation zu unterdrücken. Dies entlastet den Schläfer und den Partner. Damit ist schon sehr viel geschehen.

Für Ihre Fragen, Untersuchung, ärztliche Behandlung stehe ich gerne zur Verfügung. Bitte um telefonische Anmeldung: 01 470 88 70. Weiterführender Text: Im Spiegel 32/2003 vom 4.8.2003

Ein weiterer Tipp für den September: Modeströmungen?

Immer wieder erreichen uns Meldungen, dass neuen Krankheiten entdeckt wurden. Immer wieder hören wir Ernährungs- und Gesundheitstipps. Manchmal wird sogar Angst gemacht, es könnte eine Epidemie geben, eine bestimmte Ernährungsform kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs führen.

Was ist wahr daran? Diese Frage ist generell nicht leicht zu beantworten. Rauchen ist schädlich, das ist klar. Alkohol in großer Menge führt zur Sucht und hat viele schwere gesundheitliche und soziale Folgen. Mangel an Bewegung und Übergewicht sind sicher Schrittmacher von Herz- und Gefäßkrankheiten. Depression und Angst werden immer schlimmer und schwerer, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Diese Fakten kann man als gesichert annehmen.

Aber dann gibt es sehr viele Grauzonen: tierische Fette, Kaffee galten bislang als gefährlich. Hormontherapie im Klimakterium, Sport, große Flüssigkeitsmengen wurden für gesund gehalten. Die moderne Forschung hat aber anderes festgestellt. Wissenschaftliche Arbeiten früherer Jahre sind widerlegt worden. Manchmal wurde es sogar offensichtlich, dass hinter einem Forschungsergebnis die Gewinnabsicht eines Konzerns steckt. Beispiel: Butter galt seit Mitte der siebziger Jahre als gefährlich, weil sie Cholesterin enthält. Sonnenblumenmargarine sei gesünder. Gewinner: Großkonzern X, von dem die Margarine hergestellt wird. Es gibt in der Medizin Hunderte Beispiele dafür, wie hinter einer – wissenschaftlich anerkannten – Meinung die Aussicht auf einen kommerziellen Gewinn steht.

Daher: bleiben wir kritische Konsumenten, auch beim Thema Gesundheit. Achten wir auf unser Gefühl. Vielleicht ist das Wichtigste die gesunde Lebensfreude. Allzu enge Grenzen, Regeln und Vorschriften machen mehr krank als ein Frühstücksei und eine Schale Kaffee.

Ein weiterer Tipp für den September: Sag’s mit Gefühl! Ich-Botschaften und Konfliktmanagement

Im Zusammen-Leben, Zusammen-Arbeiten ergeben sich zwangsläufig Konflikte. Jeder hat andere Interessen, jeder hat seine Grenzen und soll sie auch wahren. Aber wie sag’ ich’s, wenn der Nächste über meine Grenze geht? Was mach’ ich, wenn mich etwas stört und ich muss aber noch länger mit dem Verursacher der Störung zusammen leben oder arbeiten? (Zum Beispiel: am Arbeitsplatz wird immer laut Radio gespielt und es stört mich.) Wenig hilft es, zu klagen oder zu jammern, wer nimmt darauf schon Rücksicht? („Mir brummt der Kopf.“) Nörgeln oder kommentieren hilft auch nichts, es bleibt unpersönlich: „Der Lärmpegel hier ist zu hoch, man sollte mehr Ruhe haben.“ Anweisungen oder Belehrungen vergiften eher das Klima, als dass sie eine Verbesserung bringen: „Hektische Geräuschberieselung ist ungesund!“

Also was tun?

Mein Vorschlag: Sagen Sie, wie es Ihnen damit geht. Sprechen Sie von ihrem Gefühl, ihrer persönlichen Erfahrung, ihrem Eindruck: „Ich habe das Gefühl (ich spüre), das Radio macht mich nervös, es stört mich klar zu denken“. Damit bringen Sie etwas Persönliches hinein, zeigen, dass Sie ein fühlendes, lebendiges Wesen sind und ihre Bedürfnisse und Rechte haben. Versuchen Sie es doch einmal, über Ihre Gefühle zu sprechen – es lohnt sich!

Mein Tipp für den Oktober: Depression, teuflische Krankheit mit vielen Gesichtern!

Immer noch wird Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit von vielen Menschen als „Schwäche“, als „gehen lassen“ gesehen. Doch oft verbirgt sich dahinter eine schwere, mitunter tödliche Krankheit: Depression. Diese Krankheit führt zu negativen, sich selbst erhaltenden Teufelskreisen z. B. Antriebsschwäche? Angst vor anderen Menschen? Rückzug? Fehlen von positiven Erlebnissen? Rückgang des Selbstwertgefühls? Grübeln? Schlaflosigkeit? Zunahme der Antriebs- und Entscheidungsschwäche? Vermehrte Angst hinauszugehen? Usw. Die Ursache für diese Symptomatik ist nicht durch Disziplin oder Fleiß zu bekämpfen, sondern durch Psychotherapie und Ausgleich des mangelnden Neurotransmitters (Serotonin oder Noradrenalin)

Leiden, Erkrankung oder Schwäche?

Lange Tabu – jetzt Thema!

Viele Jahrzehnte waren psychische Erkrankungen gesellschaftlich kein Thema und dies, obwohl oder vielleicht sogar, weil sie zu den häufigsten Leidenszuständen zählen. Organische Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt waren viel eher im Zentrum der Aufmerksamkeit. Heute ist es vielen von uns durchaus bewusst, dass darüber gesprochen werden muss. Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mit depressiven Verstimmungen konfrontiert, jeder Vierte erleidet eine Depression, die behandlungsbedürftig wäre. Selbstmord wird in den Industrienationen als dritt- oder vierthäufigste Todesursache eingeschätzt.

Obwohl Depression, Angst und Panik häufig Akuteinsätze von Notärzten bedingen, sind sie nur selten ein Grund, warum konsequente haus- oder fachärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Viel häufiger sind körperliche Symptome, wie Schwindel, Kopf- und Rückenschmerzen, Herzbeschwerden, Störungen der Verdauung, seltener auch Sexualität Thema der ärztlichen Sprechstunde. Weisen bei einer deshalb eingeleiteten Durchuntersuchung die Ergebnisse auf keine krankhaften Veränderungen des Körpers hin, ist die Ursache oft im seelischen Bereich zu suchen.

Danach folgt eine Reaktion, die verständlich, aber wenig sinnvoll ist: Gott sei Dank nur die Psyche (… oder die Nerven) – „da werd’ ich mich schon zam reißen!“, denkt sich mancher Betroffene. Und dann werden Verhaltensänderungen, wie mehr Sport oder Schlaf und weniger Stress und weniger Alkohol geplant. Die Folge: die Symptome verschwinden vielleicht für einige Zeit. Häufig kommen Sie aber wieder.

Depression, Krankheit mit tausend Gesichtern

Sehr häufig sind es die Symptome der Traurigkeit, Angst, Selbstwertminderung und Lust- und Freudlosigkeit, die auch den medizinischen Laien an eine depressive Verstimmung denken lassen. Aber auch das Fehlen von stärkeren negativen Emotionen, sich nicht ärgern können, nicht traurig oder wütend sein können, kann ein wichtiges Symptom für Depression sein. Ebenso können Schlaf- oder Appetit- bzw. Sexualstörungen, chronische Schmerzen ohne sichere organische Grundlage auf dieser Krankheit beruhen.

Dennoch führt dies den Leidenden[1] sehr selten zum Arzt und noch seltener zum Facharzt, der die vernünftigste Hilfe dafür anbieten kann. Immer noch gelten Psychotherapeut und Psychiater als letzte Lösung, wenn es gar nicht mehr anders geht. Dabei gilt auch für diese Krankheit, dass frühe Hilfe leichter und weniger aufwendig ist. Denn ganz im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, dass es eine Frage der Disziplin sei, depressiv zu sein, oder dass Melancholie eben Schicksal sei, ist die moderne Kombination von professioneller Psychotherapie mit Psychopharmaka hochwirksam in der Behandlung depressiver Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen.

Zusätzlich besteht die große Gefahr, dass Depression versteckt, verkannt und tabuisiert wird. Nicht selten ist der Betroffene selbst nicht bereit, sich sein Leiden einzugestehen, sondern sieht es als seine Schwäche und sein Versagen an. Er leidet an dem Gefühl der Sinnlosigkeit, daran, fehlerhaft zu sein und Schuld auf sich geladen zu haben. Diese Schuldgedanken kreisen in seinem Kopf und nehmen einen sehr großen Teil seiner geistigen Leistungsfähigkeit in Anspruch. Alkohol kann an dieser Stelle scheinbar ein wenig Linderung bringen, führt aber zu noch schlimmeren Problemen, für so manchen Trinker bleibt dies der einzige Ausweg aus dem Dilemma, die Basis dazu ist aber im Grunde die Depression. Mit und ohne Alkohol, ein langfristig Depressiver kann sich sehr erschöpfen, es kommt zu einem Teufelskreis, der in einen Abgrund führt: Aufgrund der Belastung durch die Depression versagt der Betroffene im täglichen Leben, es gibt Schwierigkeiten im Beruf: Er wird unkonzentriert, müde und schlecht motivierbar und er macht Fehler, die er als Beweis für seine Minderwertigkeit ansieht. Daher bricht er immer mehr Kontakte zu Freunden und Verwandten ab, zieht sich zurück und begeht vielleicht Selbstmord oder einen Selbstmordversuch.

[1] Ich verwende hier konservativerweise die männliche Form, obwohl Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind. Möglicherweise ist die Dunkelziffer bei Männern höher, denn sie sind für professionelle Hilfe meist weniger zugänglich. Sie greifen eher zu Alkohol oder neigen zu Aggressionsdurchbrüchen, eine Form der Problembewältigung, die schwere und weitreichende Folgen hat.


Ein weiterer Tipp für den Oktober: Lichttherapie: Heilung aus der Steckdose?

Wenn das Jahr das herbstliche Equinoktium überschritten hat und die Tage kürzer werden, beginnt für viele von uns eine schwere Zeit:

Wir kommen schlechter aus dem Bett, sind müde. Der Antrieb geht zurück, der Hunger nach süßer, kohlenhydratreicher Nahrung wird größer. Mancher verfällt in eine Melancholie, die die Fachleute Winterdepression oder saisonale Seelenkrankheit nennen.

Gibt es Abhilfe?

Außer dem bereits im Vorjahr erwähnten Spaziergang in der winterlichen Mittagszeit, kann man an die Anschaffung einer Lichttherapielampe denken. Diese Geräte spenden heilsames Licht, ähnlich dem Tageslicht. Wichtig sind ausreichende Lichtmenge und Beleuchtungsdauer!

Weitere Information habe ich auf der Seite (-> Licht und Seele) bereitgestellt.

Ein weiterer Tipp für den Oktober: Schau dir in die Augen!

Selbstbewusstsein ist eine Frage der Wertschätzung.

Die ganze Welt liegt in Ihrem Gesicht – und dahinter! Es ist schon wichtig sich morgens in den Spiegel zu schauen, zum Beispiel um sich zu frisieren oder zu schminken. Aber haben Sie schon mal folgendes probiert: Sie schauen sich in den Spiegel, ganz tief in die Augen und sagen (oder denken) sich dabei: Du bist ein wertvoller Mensch! Du bist für dich, deine Handlungen und dein Aussehen selbst und eigenständig verantwortlich.

Was passiert dann? Sind das nur leere Worte, oder merken Sie, worauf es ankommt? Es geht darum, sich selbst einen Wert zu geben, sich selbst den Platz zu nehmen, der Ihnen zusteht. Dazu aber ist es notwendig, auch die dazugehörige Verantwortung tragen zu können. Und genau das geht, wenn Sie an sich selber glauben. Sie wissen, was auch immer der Tag bringen wird, sie werden die Situation meistern, sie werden es so machen, dass Sie sich am nächsten Morgen wieder in die Augen schauen und sagen können: Du bist ein wertvoller Mensch!

Ein weiterer Tipp für den Oktober: Hochsensibel

Sind Sie sehr schmerzempfindlich, machen bestimmte Geräusche oder Musik Sie „verrückt“, leiden Sie an Finsternis oder starkem Licht? Kommt es vor, dass Sie auf Medikamente oder Alkohol übermäßig stark reagieren?

Wenn das der Fall ist, könnte es sein, dass Sie zur großen Familie der hochsensiblen Menschen gehören. Diese Menschen haben ein gutes Gespür, einen sechsten Sinn für die Bedürfnisse anderer, können sich in Situationen, die schwierig sind und Feinfühligkeit verlangen, gut auf andere einstellen. Aber Ihr persönlicher Einsatz, ihr Engagement für andere ist auch immer sehr groß. Sie sind immer voll da, aber es ermüdet, es belastet Sie.

Immer wieder suchen derart belastete Menschen die Praxis des Nervenarztes auf. Wichtig ist, an diese Hochempfindlichkeit zu denken. Sie ist kein Makel, etwa 10- 15% aller Menschen haben das. Es kann viel bringen, aber auch belastend sein. Es geht nur darum, wie man damit umgeht.

Mein Tipp für den November: Vorräte sammeln!

Der Herbst ist für uns die Zeit, Vorräte für den Winter zu sammeln. Unsere innere Uhr ist darauf eingestellt, dass wir uns langsam etwas zurückziehen und zur Ruhe kommen. Das drückt sich auch in unserem Grundumsatz aus, der herabgesetzt ist. Dadurch nehmen wir auch leicht an Gewicht zu. Der Winterspeck, eine Reserve und Wärmeschicht für die kalte Zeit, entsteht. Für viele von uns unerwünscht, von der Natur aber sinnvoll, als Vorrat für die lange entbehrungsreiche Winterzeit, ausgelegt. Vorratshaltung ist also wichtig, aber in unserer Zeit sind es ganz andere Vorräte, die wir benötigen. Was fehlt uns im Winter am meisten? Nahrung und Kleidung haben wir genug. Auch an Wärme mangelt es uns nicht. Es ist die Sonne, es sind die Farben, die Stimmung der warmen Jahreszeit, die wir brauchen. Darin müssen wir Vorräte anlegen. Gehen wir hinaus, genießen wir die letzten Sonnenstrahlen, behalten wir die Farben des Herbstes in unserem Gedächtnis, dann haben wir gut investiert. Noch wichtiger erscheint mir aber, den warmherzigen, den freundlichen und aufrichtigen Umgang mit unseren Mitmenschen zu pflegen. Was im Sommer vielleicht manchen leicht gefallen ist – jetzt im Herbst und Winter brauchen wir es dringend!

Mit Aufrichtigkeit und Güte, den Sommer im Herzen, so sollen wir in den Winter gehen.

Ein weiterer Tipp für den November: Mit-fühlen, Ein-fühlen und die Veränderung spüren!

Die schrecklichen Ereignisse vom 11. September 2001 und danach haben vielen von uns Angst gemacht. Sie machen uns traurig und unsicher. Viele Tausende Menschen sind zu Tode gekommen, viele Tausende trauern um ihre Lieben und für viele beginnt erst jetzt eine sehr schwere ernste Zeit.

Angesichts dieser wahnsinnigen, unbegreiflichen Bilanz wird es schwer für uns – fern von den Ereignissen – zu erfassen, was wirklich passiert ist.

Dennoch ist es wichtig, sich mit dem Leid und der Trauer zu befassen. Es ist nötig, sich zu sensibilisieren, welche Änderung diese schlimmen Ereignisse mit uns selber machen. Es ist nicht nur negativ, wenn wir uns mit der Endlichkeit unseres eigenen Lebens befassen. Daraus kann auch die Kraft und der Gleichmut entstehen, die es möglich machen, Veränderungsmöglichkeiten für uns selbst wahrzunehmen und in die Realität um zu setzen.

Mathias Varga v. Kibed, Mathematiker, Logiker und systemischer Familientherapeut, schlug vor: Fühlen wir uns in die Position eines der Toten, im Hochhaus oder im entführten Flugzeug ein, oder in die der trauernden Angehörigen. Da gibt es viel Angst, Trauer und viel Schmerz, die erlebt werden. Das lässt uns nicht gleichgültig. Es macht eine Veränderung mit uns. Wir können diese Veränderung im Gefühl er-spüren und wir können dieses veränderte Gefühl als Basis für unsere eigenen Veränderungen sehen.

Es ist viel zu tun – in uns und um uns!

Ein weiterer Tipp für den November: Winterdepression

Eingebettet in den Jahreslauf unterliegt unser Leben biologischen Rhythmen. Herbst und Winter sind in der Natur die Zeiten der Ruhe, des Rückzuges, des Lebens aus den Vorräten. Aber unsere Realität ist anders. Das tägliche Leben, die Arbeitswelt und unsere moderne Welt lassen uns keine Zeit für eine Winterruhe. Wen wundert es, wenn viele von uns im Winter depressiv werden. Tageslicht ist eine Mangelware. Die durchschnittliche Tageslichtzeit eines Mitteleuropäers beträgt 8 Minuten! pro Tag. Sonnenlicht – ein Lebenselixier – ist sehr rar geworden. Daher: Richten Sie es sich ein, täglich bei Tageslicht wenigstens eine halbe Stunde draußen zu sein. Betreiben Sie Sport oder lassen Sie es sich gut gehen, um ein bisschen auszugleichen, was wir unserem Körper durch unseren Lebensstil vorenthalten. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, mit Vollspektrum Tageslicht Leuchtstoffröhren eine Art „natürliches“ Licht in ihren Arbeits- und Wohnbereich zu zaubern.

Mehr Informationen über Lichttherapie siehe (-> Licht und Seele).

Ein weiterer Tipp für den November: Die Krankheit entthronen! Mit körperlichen Krankheiten leben.

Als Arzt, der sich mit Psychotherapie beschäftigt, ist man oft mit einem bestimmten Problem konfrontiert: Eine Krankheit, ein Leiden nimmt für die/den Betroffenen einen wichtigen Platz ein. Nicht nur der Patient selbst ist sehr viel damit beschäftigt, die Symptome der Krankheit zu notieren und möglichst gering zu halten, auch für die ganze restliche Familie steht die Krankheit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nun kann es sehr wichtig und gut sein, bei neu entdeckten Krankheiten wie Zuckerkrankheit oder Asthma, bei Anfallsleiden oder Migräne die Stressoren zu finden. Es kann sinnvoll sein, die Lebensumstände, die Gewohnheiten, die Ernährung zu verändern und somit Auslösemomente zu verringern. Auch Medikamenteneinnahme, wenn dauernd nötig, sollte konsequent erfolgen. Jede Krankheit hat einen gewissen Verlauf, eine gewisse Wertigkeit. Jeder Mensch hat das Recht, von seinem Arzt mit der Krankheit ernst genommen zu werden.

Aber: Eine Krankheit, vor allem eine lang dauernde und nicht wirklich gefährliche Krankheit, soll, wenn das möglich ist, nicht wichtiger werden, als die Menschen, die damit zu tun haben. Oft berichten Betroffene und Angehörige von einer Krankheit, wie von einem Kind, um das man sich sorgen muss. Manchmal steht die Anpassung an die Krankheit eines Einzelnen so im Vordergrund des Denkens der ganzen Familie, dass alle darunter leiden. Manchmal werden auf diese Art Ehen zerstört und Kinder erleiden Folgekrankheiten. Daher: Es ist wichtig, die Krankheit zu beachten, aber es ist genauso wichtig, das Leben so gut wie möglich weiterzuführen. Es geht darum, sich selber und den anderen in der Familie den Wert als Mensch zu sichern.

Ein weiterer Tipp für den November: Teufelskreis aufbrechen!

Reiß dich zusammen! Lass dir nichts anmerken! Keine Müdigkeit zeigen!

So oder ähnlich sind die guten Ratschläge, die Freunde und Verwandte erteilen, wenn Menschen niedergeschlagen sind und nicht mehr weiter können. Aber hilft das wirklich?

Ist die Ursache für unsere Niedergedrücktheit, Depression oder Angst, dann stürzen uns diese Ratschläge nur in eine Kaskade von Schuld- und Versagensgefühlen. Mir geht’s schlecht und ich kann nicht weiter, also bin ich schlecht und nicht liebenswert, also ziehe ich mich weiter zurück. Dann geht’s mir noch schlechter.

Dabei ist gerade für depressive Menschen ein einfühlsamer Kontakt zum Nächsten so wichtig! Ist der Depressive auch noch isoliert, findet er überhaupt nicht mehr aus seinem Teufelskreis heraus.

Hier spielt Hilfestellung eine große Rolle, ein gutes Wort, ein wohlwollendes herzliches Miteinander. Vielleicht auch ein Medikament, das Angst, Antriebslosigkeit und Unruhe lindert, sodass der Depressive wieder in Kontakt mit seinen Mitmenschen kommt.

Mein Tipp für den Dezember: „Weihnachtszeit: Ruhigste Zeit – Zeit der Bedürfnisse?“

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Einen oder zwei ruhige Tage. Zeit, sich auf seine Bedürfnisse zu besinnen. Auf den Körper und das Unbewusste zu achten. Können Sie sich das wünschen? – Dürfen Sie sich so etwas erlauben? Darf man wirklich auf sich selber schauen? Im Beruf und in der Familie – immer ist man für die anderen da, immer ansprechbar, immer geöffnet. So will es die Firma, so will es die Familie. Aber wollen es auch Sie so? Schauen Sie auf sich, sonst tut es nämlich niemand! Im Beruf und im Privaten kann das Folgen haben: z.B. Burn-out.

Ein weiterer Tipp für den Dezember: „Natürliche Lichttherapie“

Die durchschnittliche Tageslichtmenge, die ein arbeitender Mitteleuropäer jetzt abbekommt, beträgt 8 Minuten. Kein Wunder, dass wir einen Lichtmangel haben. Lichttherapie wäre eine Hilfe. Aber es geht auch einfacher und billiger: Wenn Sie es einrichten können, um die Mittagszeit ca. eine halbe Stunde im Freien spazieren zu gehen, werden Ihre Glückshormone wieder aktiviert. Auch an nebeligen Tagen ist die Lichtmenge im Freien wesentlich höher als alles, was man in einem geschlossenen Raum bekommen kann.

Weitere Information habe ich auf der Seite (-> Licht und Seele) bereitgestellt.

Ein weiterer Tipp für den Dezember: Durch Spaß zu Gesundheit und Abwehrstärke?

Das Immunsystem, zuständig für unsere Kraft, gegen Infektionen, aber wahrscheinlich auch gegen Krebs anzukämpfen, wird vom Gehirn regiert. Genauer gesagt: positive Emotionen stärken unser Immunsystem, Stress und Ärger schwächen es. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, was wir erlebt haben, sondern wie wir auf das reagieren, was wir erlebt haben.

Diese Erkenntnis und zahlreiche weitere gehören zu den vorläufigen Ergebnissen einer jungen Wissenschaft, der Psychoneuroimmunologie (PNI) oder Mind-Body-Medicine. Aus den zahlreichen Untersuchungen, die an Kranken und Gesunden durchgeführt wurden, lassen sich einige einfache Regeln ableiten. (Die Erkenntnisse sind nicht neu, jetzt aber erst mit naturwissenschaftlichen Methoden überprüft und daher auch für biologisch orientierte Menschen nachvollziehbar.)

Tu, was du willst und tu es gleich! Wenn wir unserem Gefühl und Impuls nachgeben, uns etwas Gutes zu tun (z.B. zu tanzen, Musik zu hören, laufen zu gehen), dann ist es gut, dies spontan und ohne längeres Nachdenken zu tun (vorausgesetzt, wir schaden niemanden damit).

Ein weiterer Tipp für den Dezember: Strenge Rechnung – schlechte Freunde! Exakte Abrechnung kann Beziehungen beenden.

Wie oft stellt sich in einer Beziehung (bei Freunden, Partnern usw.) heraus, einer ist der „Gebende“ und der Andere ist der „Nehmende“. Bekannt ist, dass der, der immer nimmt, irgendwann die Beziehung abbricht, weil er einfach nicht mehr der Nehmende sein kann. Daher: Um die Beziehung aufrechtzuerhalten ist ein Ausgleich wichtig und gut, aber soll er exakt sein? Varga von Kibéd vergleicht es mit einem Bäckereigeschäft: Wenn der Bäcker möchte, dass ein Kunde wiederkommt, gibt er immer wieder etwas darauf. Damit fühlt sich der Käufer, der die Draufgabe ja nicht bezahlt hat, wertgeschätzt und wird wieder kommen. Eine exakte Abrechnung würde ihn nicht dazu veranlassen. Die Transaktion und damit die Beziehung sind mit der Bezahlung der Rechnung beendet. Bei Beziehungen ist es genauso: Wollen wir Beziehungen erhalten, ist es notwendig, als Gläubiger immer ein bisschen weniger zu verlangen, als wir bekommen sollten. Umgekehrt: Als Schuldner sollten wir immer bereit sein, ein bisschen mehr zu geben, als wir müssten. Ein Ausgleich im Guten darf ruhig immer ein bisschen mehr sein. Ein Ausgleich im Bösen – so was gibt es ja auch – die Revanche oder Retourkutsche, darf ruhig immer ein bisschen weniger sein. Damit bleibt die Beziehung lebendig und kann sich weiter entwickeln. Die exakte Abgeltung, der exakte Ausgleich würde die Beziehung beenden.

Ein weiterer Tipp für den Dezember: „Psychosomatik“ – ein oft gequälter Begriff

Alles ist Psychosomatik, oder auch nichts! Unser Körper ist eine Einheit mit der Psyche, er kann auch als „Benutzeroberfläche“ gesehen werden. Körperliche Symptome, die nicht in irgendeiner Weise ein psychisches Korrelat haben, sind, selten. Ein Beispiel: Die Wirbelsäule ist unser Haltungs- und Stützorgan, gleichzeitig der Ort unserer häufigsten Beschwerden. Gerade hier äußert sich unsere innere „Haltung“, unser „etwas durchdrücken“, „durchstehen“ müssen, am deutlichsten. Oft gibt es Abnützungserscheinungen, die im Röntgen sichtbar sind, als Bestätigung für unsere im Lauf der Jahrzehnte unbewusst eingenommene Haltung. Manchmal sind auch keine Hinweise zu sehen, dennoch sind die Beschwerden stark: Die Muskulatur, die einen „Panzer“ gebildet hat, wehrt sich gegen die Überbeanspruchung. Die Grundlage ist allemal der Reflex, der uns durch Abwehrhaltung und durch erhöhte Körperspannung schützen will. Leider auch, wenn wir gar keinen Schutz brauchen, wir haben in unserer Welt nämlich verlernt zu entspannen. Psychosomatische Symptome sind die Folge davon.

Ein weiterer Tipp für den Dezember: Arbeitssucht – tückisch wie eine Droge

Sich beschäftigen, aktiv sein, eine Aufgabe und ein Ziel haben, das ist eines. Darauf angewiesen, ja süchtig sein, das ist etwas anderes.

An alle, die gerne und viel arbeiten: Seien Sie ehrlich mit sich selber! Es kann ganz bequem sein, einen ganzen Tag in Arbeit zu versinken, Beschäftigung zu haben. Man kommt abends nach Hause, ist müde und hat ein Recht darauf, keine Konflikte mehr durchfechten zu müssen. Kontakte und Beziehungen werden auf ein Minimum zu beschränkt. Trotzdem fühlt man sich gut, man wird ja gebraucht, die Arbeit ist wichtig. Man ist wichtig durch seine Arbeit. Harmonie ist angesagt!

Und dennoch: etwas fehlt. Der Kontakt mit der Partnerin, dem Partner wird schlechter, man hat sich weniger zu sagen, man lebt sich auseinander. Die Freunde kennen einen kaum mehr, man hat ja immer viel zu tun. Die Kinder gehen mit ihren Problemen woanders hin, oder die Probleme werden größer, sodass Sie sich darum kümmern müssen.

Eines Morgens wacht man auf und weiß, so kann es nicht mehr weiter gehen. Man ist erschöpft, hat körperliche oder psychische Symptome und die Familie ist zerrüttet. Die Probleme erfassen auch das Arbeitsfeld, man ist in Gefahr.

Ändern Sie etwas, bevor es so weit kommt!