Depression

Lange Tabu – jetzt ein Thema!

Fragen und Antworten zum Thema

Viele Jahrzehnte waren psychische Erkrankungen gesellschaftlich kein Thema und dies – obwohl oder vielleicht sogar, weil sie zu den häufigsten Leidenszuständen zählen. Organische Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt waren viel eher im Zentrum der Aufmerksamkeit. Heute ist es vielen von uns durchaus bewusst, dass darüber gesprochen werden muss. Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mit depressiven Verstimmungen konfrontiert, jeder Vierte erleidet eine Depression, die behandlungsbedürftig wäre. Selbstmord wird in den Industrienationen als dritt- oder vierthäufigste Todesursache eingeschätzt.

Obwohl Depression, Angst und Panik häufig Akuteinsätze von Notärzten bedingen, sind sie nur selten ein Grund, warum konsequente haus- oder fachärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Viel häufiger sind körperliche Symptome, wie Schwindel, Kopf- und Rückenschmerzen, Herzbeschwerden, Störungen der Verdauung, seltener auch Sexualität Thema der ärztlichen Sprechstunde. Weisen bei einer deshalb eingeleiteten Durchuntersuchung die Ergebnisse auf keine krankhaften Veränderungen des Körpers hin, ist die Ursache oft im seelischen Bereich zu suchen.

Danach folgt eine Reaktion, die verständlich, aber wenig sinnvoll ist: „Gott sei Dank – nur die Psyche (… oder die Nerven), da werd ich mich schon z’am reißen!“ denkt sich mancher Betroffene und dann werden Verhaltensänderungen, wie mehr Sport oder Schlaf und weniger Stress und weniger Alkohol geplant. Die Folge: die Symptome verschwinden vielleicht für einige Zeit. Häufig kommen Sie aber wieder.

Wie es Menschen geht …

Depression hat viele unterschiedliche Gesichter. Es gibt keine „typischen“ Bilder – diese Krankheit ist bei jedem Menschen so verschieden, wie das Leben selbst. Einige Beispiele für die vielen Möglichkeiten:

Anita (22) sie hat nun über Umwege eine Psychotherapeutin gefunden. Nach einigen Sitzungen schickt sie diese zu einem Facharzt für Psychiatrie. Ihm schildert sie Ihre Zustände: „Ich war schon als Kind oft traurig, habe mich gern zurückgezogen und allein gespielt, gelesen, Musik gehört. Die Schule ging recht gut – ich hatte gute Noten, wurde für meine Leistungen gelobt. In den Ferien, vor allem im Winter, konnte ich nicht viel mit mir anfangen. Ich hing herum. Mit Freundinnen ins Kino und auf Partys zu gehen, machte mir Angst. Nach der Matura war es ganz schlimm, ich hatte das Gefühl in ein Loch zu fallen, hatte keine Perspektive. Alle glaubten, ich weiß nicht, was ich machen soll, aber ich konnte mich nicht einmal dazu aufraffen, ein Vorlesungsverzeichnis auszuborgen oder in eine Zeitung mit der Stellenbörse zu schauen. Es wurde immer schlimmer. Ich konnte in der Früh nicht mehr aufstehen und abends fand ich nicht ins Bett. Obwohl ich „nichts“ tat, keine Freunde traf oder etwas las. Dazu das immer stärker werdende Gefühl, es ist nur ein kleiner Schritt nötig und ich falle noch viel tiefer. Ich fühlte mich unendlich verletzlich und schwach. Ich tat mir selber sehr leid, und glaubte die Welt ist schuld an meinem Unglück. Ich hatte keinerlei Möglichkeit, mir selbst zu helfen oder helfen zu lassen.“

Franz (45) selbständiger Personalberater: „… lange Zeit ging’s mir gut. Vielleicht zu gut. Die Firma lief, die Leute nahmen mich ernst. Ich konnte vielen einen guten Job vermitteln, hatte Freude daran. Die Auftraggeber schätzten mich, weil ich Gott und die Welt kannte und überall die richtigen Leute auf den richtigen Posten brachte. Mit meiner Familie war alles in Ordnung. Aber dann – wie aus heiterem Himmel – konnte ich plötzlich nicht mehr so gut verhandeln, ich hatte Angst, man würde mich über den Tisch ziehen. Das Schlimmste war: Ich konnte mir plötzlich die Gesichter meiner Kunden nicht mehr merken, verwechselte sie. Ich traute mir nichts mehr zu. Ich begann zunächst Termine zu vergessen, dann auch Abmachungen und das ist in meinem Geschäft tödlich.“

Egon (39) Gendarmerie-Postenkommandant: „Ich hatte monatelang Kopfschmerzen, leichten Schwindel und Ohrensausen. Sonst nichts. Der Arzt schickte mich zur Durchuntersuchung. Mir fehlte nichts. Dann schickte er mich zum Neurologen. Der fragte nach und dann fiel mir erst auf, wie oft ich matt oder unentschlossen war, wie sehr mir eigentlich der gute Schlaf abgeht, den ich früher hatte. Er stellte fest, dass ich eine Depression habe.“

Lisa (55) nach einem Verkehrsunfall vor 17 Jahren anhaltende Schmerzen im Bereich der Verletzungsnarben und unerklärliche Kopfschmerzen: „Ich war immer hart zu mir selbst, sagte mir, dass ich das aushalten muss. Ließ mich nicht unterkriegen. Schmerzmittel nahm ich so gut wie nie. Aber jetzt bin ich fertig, ich kann nicht mehr schlafen. Habe fast jede Nacht Kopfschmerzen. Auch tagsüber finde ich keine Ruhe. Ich weine viel, bin gereizt und kann mich doch nicht aufraffen irgendetwas zu machen.“

Depression, Krankheit mit tausend Gesichtern

Sehr häufig sind es die Symptome der Traurigkeit, Angst, Selbstwertminderung und Lust- und Freudlosigkeit, die auch den medizinischen Laien an eine depressive Verstimmung denken lassen. Aber auch das Fehlen von stärkeren negativen Emotionen, sich nicht ärgern können, nicht traurig oder wütend sein können, kann ein wichtiges Symptom für Depression sein. Ebenso können Schlaf- oder Appetit- bzw. Sexualstörungen, chronische Schmerzen ohne sichere organische Grundlage auf dieser Krankheit beruhen.

Dennoch führt dies den Leidenden[1] sehr selten zum Arzt und noch seltener zum Facharzt, der die vernünftigste Hilfe dafür anbieten kann. Immer noch gelten Psychotherapeut und Psychiater als letzte Lösung, wenn es gar nicht mehr anders geht. Dabei gilt auch für diese Krankheit, dass frühe Hilfe leichter und weniger aufwendig ist. Denn ganz im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, dass es eine Frage der Disziplin sei, depressiv zu sein, oder dass Melancholie eben Schicksal sei, ist die moderne Kombination von professioneller Psychotherapie mit Psychopharmaka hochwirksam in der Behandlung depressiver Verstimmungen bis hin zu schweren Depressionen.

Tab. 1. Symptome der Depression
Hauptsymptome weitere Symptome
1. gedrückte Stimmung 1. Konzentrationsstörung
2. Interessen-, Lust- und Freudlosigkeit 2. Selbstwertminderung
3. Antriebsstörung, Müdigkeit, Entscheidungsschwäche 3. Schuldgefühle
4. körperliche Symptome (Tab. 2) 4. innere Unruhe, Gereiztheit
5. Hemmung, gefühlsmäßig ausgeschlossen sein
6. Selbstschädigung, Unfälle, Todesgedanken
7. Schlafstörung
8. Appetitminderung

Wenn mindestens zwei der Hauptsymptome und zwei der weiteren Symptome über zwei Wochen bestehen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Versteckt und totgeschwiegen

Zusätzlich zum Problem des „Nicht-erkennens“besteht die große Gefahr, dass Depression zwar vom Betroffenen und seinen Angehörigen erkannt, jedoch versteckt und tabuisiert wird. Nicht selten ist der Betroffene selbst nicht bereit, sich sein Leiden einzugestehen, sondern sieht es als seine Schwäche und sein Versagen an. Er leidet an dem Gefühl der Sinnlosigkeit, daran, fehlerhaft zu sein und Schuld auf sich geladen zu haben. Diese Schuldgedanken kreisen in seinem Kopf und nehmen einen sehr großen Teil seiner geistigen Leistungsfähigkeit in Anspruch. Alkohol kann an dieser Stelle scheinbar ein wenig Linderung bringen, führt aber zu noch schlimmeren Problemen – für so manchen Trinker bleibt dies der einzige Ausweg aus dem Dilemma, die Basis dazu ist aber im Grunde die Depression. Mit und ohne Alkohol, ein langfristig Depressiver kann sich sehr erschöpfen – es kommt zu einem Teufelskreis, der in einen Abgrund führt: Aufgrund der Belastung durch die Depression versagt der Betroffene im täglichen Leben – es gibt Schwierigkeiten im Beruf: Er wird unkonzentriert, müde und schlecht motivierbar und er macht Fehler, die er als Beweis für seine Minderwertigkeit ansieht. Daher bricht er immer mehr Kontakte zu Freunden und Verwandten ab, zieht sich zurück und begeht vielleicht Selbstmord oder einen Selbstmordversuch.

Selbstmordgefahr

Depression und der Depressive werden von den Mitmenschen nicht ernst genommen, bis es zu spät ist:

  • Selbstmord ist eine der häufigsten Todesursachen in den zivilisierten Ländern, gleich nach Krebs, Gefäßerkrankung (Herzinfarkt, Schlaganfall) und Unfall. Österreich hat schon lange einen Spitzenplatz in der traurigen Selbstmordstatistik.
  • Während Herzinfarkt fast als „anständige Erkrankung“ gilt und Allergien heute schon fast jeder hat, ist die seelische Verstimmung eine Erkrankung, über die man nicht spricht, oder nur, wenn es gar nicht mehr anders geht.
  • Fast jeder, der einen Selbstmord plant, sucht zunächst Gespräche mit seinen Freunden, seinen Ansprechpartnern, sendet Signale aus, ruft Menschen an, die sie/er sonst nicht anruft. Sie/Er ist unentschlossen, für jede Art von Hoffnung zugänglich. Erst wenn der Selbstmord endgültig beschlossen ist, gibt es eine Phase, in der der Betroffene nicht mehr erreichbar ist.
  • Es gibt direkte und indirekte Hinweise auf Selbstmordgedanken und -absichten
  • Oft hat das Signal: „Reiß dich zusammen!“, den letzten Ausschlag zum Selbstmord gegeben.

Was ist zu tun? Fast immer können die Angehörigen, Freunde, Verwandten helfen: Zeit investieren, Gespräche führen, Gefühle zulassen, Rückmeldungen geben. Wesentlich ist es bei diesen Gesprächen immer wahrhaftig, authentisch, also ehrlich zu bleiben. (z.B.: Wenn ein Depressiver sich hässlich findet und auch wirklich kein Adonis ist, hat es keinen Sinn, seine körperlichen Reize hervorzukehren, es geht darum zu betonen, was ihn liebenswert macht!)

Eine Schande? (Depression ist normal wie Blinddarmentzündung, dauert aber länger)

Die Tatsache, dass seelische Krankheiten häufig als Schande, Unart, Nachlässigkeit oder Erziehungsschwäche angesehen werden, führt mitunter zur Verleugnung. Es wird verschwiegen, wenn jemand unter einer solchen Krankheit leidet und er möchte es auch selbst nicht wahrhaben. Diese Tabuisierung führt zu Vereinsamung der Betroffenen und ihrer Familien oder auch zu einem Ausweichen auf körperliche Symptome, die vielleicht überhöhte Wichtigkeit bekommen. Unzählige Arztbesuche, Notarzteinsätze und Krankenhausaufnahmen werden aus diesem Grund getätigt. Kostspielige Durchuntersuchungen werden veranlasst, mitunter sogar teure Medikamente verschrieben, die auf die Symptome zielen, nicht aber auf die Erkrankung selbst. Außer der hohen Rate an Selbsttötungen und Selbstmordversuchen ist die körperliche Symptomatik, Alkohol- und Beruhigungsmittelmissbrauch ein großes Problem unserer Gesellschaft. Folgekrankheiten wie Magengeschwüre, Bluthochdruck und Herzinfarkt seien nur erwähnt.

Tab.2: Körperliche Symptome der Depression

Symptome, nach sorgfältiger Untersuchung, ohne fassbare körperliche Ursache

  • unerklärliche Kopf- Rücken und Nackenschmerzen
  • Verdauungsstörungen, Verstopfung, Mundtrockenheit
  • Appetitlosigkeit, Sodbrennen Völlegefühl
  • Gewichtsveränderungen
  • Brust(drüse) und Brustwandschmerzen, Herzschmerzen, Bauchschmerzen
  • Gefühl von Herzrhythmusstörung (Stolpern) und „Herzgefühl“
  • Schwitzen, besonders ohne äußeren Anlass
  • Veränderung der Libido, sexuelle Störungen
  • Schwindel, meistens langdauernder Schwankschwindel

Hinter vielen körperlichen Beschwerden wie chronischen Kopf- und Rückenschmerzen, Brust- und Bauchbeschwerden, hinter akutem und chronischen Schwindelgefühl, akuten Anfällen von Atemnot, Angst und Panik, aber auch hinter Mundtrockenheit, heftigem Schwitzen, chronischer Appetitlosigkeit, Sodbrennen, empfindlichem Magen, Völlegefühl und Verstopfung kann eine Störung liegen, die dem depressiven Formenkreis zuzuordnen ist. Während Schlafstörungen und Lustlosigkeit, Verzweiflung und Traurigkeit sehr rasch schon vom Laien, sicherlich aber von jedem Arzt als Warnsymptome einer Depression angesehen werden, sind die oben beschriebenen Beschwerden nicht immer gleich einzuordnen. Die zunächst sinnvolle Durchuntersuchung wird sehr kosten- und zeitaufwendig, eine vernünftige Therapie rückt in weite Ferne, die Symptome nehmen zu.

Depression ist wie eine schwärende Wunde in unserer Seele: Wir können sie eine Zeit lang verleugnen, uns weigern, sie wahrzunehmen und sie ist dennoch da. Wir können sie durch unser Verhalten nach außen verbergen, aber im Hintergrund wächst sie und schwächt uns. Nur wenn wir sie erkennen, akzeptieren und rechtzeitig etwas dagegen tun, haben wir eine gute Möglichkeit, mit ihr fertig zu werden.

Chemie der Seele

Wie beeinflusst die Chemie unser Verhalten und unsere Persönlichkeit? Immer wieder wird an die Medizin die Anforderung gestellt, alle menschlichen Probleme klären und bekämpfen zu können. Aber was ist wirklich möglich? Haben wir zu Recht Angst vor Psychopharmaka?

Das Gehirn ist ein Netzwerk: Jede Nervenzelle steht mit Tausenden anderen in Verbindung. Die Überleitung von einer Nervenzelle zur nächsten ist nicht mit einer elektronischen zu vergleichen, wie bei Telefon oder Computer, sondern findet an einer speziellen Einrichtung der Nervenzelle statt: der Synapse. Durch die Freisetzung winziger Partikel chemischer Substanzen (Transmitter) wird in der folgenden Zelle eine bestimmte Reaktion ausgelöst. Dies kann die Weiterleitung (Bahnung) eines Signals oder seine Blockierung bedeuten. Es gibt Synapsen, die auf die Weiterleitung und andere, die auf Hemmung von Reizen spezialisiert sind. Denn es kann nicht alles weitergegeben werden, was unser Körper wahrnimmt. Ein heilloses Durcheinander von verschiedensten Signalen würde uns völlig erstarren lassen! Da die Weiterleitung von Signalen Neurotransmitter verbraucht, wären diese auch bald erschöpft. Ein ausgewogenes elektro-chemisches Gleichgewicht von Übertragung und Hemmung ist notwendig, körperliche und seelische Funktionen aufrechtzuerhalten. Ausgeglichenheit der Seele hat offenbar eine Korrelation mit einer Ausgeglichenheit der hemmenden und bahnenden Transmittersubstanzen[2].

Starke und andauernde Reize (z.B. Stress, Überforderung) fördern die Ausschwemmung von Transmittern in gleicher Weise, wie der Versuch, gegen alte Traumen, Ängste und eingefahrene Muster anzukämpfen. Durch diesen Verbrauch von Transmittern stellt sich eine Gefühlsleere, eine Abgestumpftheit, Überdruss ein. Lernen, Neugierde und Können -Erfolg verlieren ihre Reize, da neben den vielen positiven Lernbereichen die negativen Überhand nehmen. Aber Ruhe und das sich Zurückziehen werden wichtiger. Auch bei Menschen, deren Depression als genetisch („endogen“) gilt, spielen Frustration, Rückzug und das „Nicht-Spüren-Müssen“ von Schmerz und Verzweiflung eine große Rolle.

Unsere Kompetenz Entscheidungen zu fällen wird schwächer, wenn wir in unseren Gefühlen unsicher sind. Wer sich als Persönlichkeit schwach fühlt, hat auch geringen Selbstwert und es fällt ihm schwer, Entscheidungen zu treffen, initiativ zu sein. Kreativität bleibt auf der Strecke und meist wird jemand, der entscheidungs- und antriebsschwach erscheint auch als schwache Persönlichkeit eingestuft. – Ein Teufelskreis. Aber wer kennt nicht solche Phasen von Schwäche?

Es ist daher verständlich, dass die Krankheit „Depression“ nicht nur mit Gefühlsverlust, sondern auch mit Unsicherheit, Veränderungen im Antrieb, Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen einhergeht. Unruhe, Schlafstörung, aber auch Grübeln, Schwitzen, essen hängen damit zusammen.

Wie kommt es zur „Depression“?

Es gibt viele Erklärungsmodelle, aber – stark vereinfacht – scheint es sinnvoll sich am Bild eines Erschöpfungszustandes zu orientieren: Jeder Gesunde, der zu viel arbeitet und zu wenig schläft, wird Leere, Antriebs- und Entscheidungsschwäche erleben. Lust- und Energielosigkeit, fehlende Emotionen sind die Folge.[3]

  • Wenn dieser Zustand mehrere Wochen andauert, wenn auch Schlafstörungen dazu kommen, spricht man von depressiver Reaktion.
  • Hat dieser Zustand seine Ursache nicht in der „äußeren“ Arbeit sondern in einem inneren erschöpfenden Prozess, in Trauer, Scheidungsproblematik, fortgesetzten Demütigungen durch Mobbing am Arbeitsplatz, Krankheit oder anderen und kann auch kurzes Ausspannen keine Besserung bringen so kann es sich um reaktive Depression handeln.
  • Liegen die Ursachen der inneren Prozesse in der Kindheit, wie Demütigungen, Traumen, Liebesentzug und sind Ängste eines der wichtigsten Begleitsymptome so kann es sich um eine neurotische Entwicklung und neurotische Depression handeln
  • Wenn aber die innere Belastung, die Tendenz zu psychischen Problemen bereits in der Familie existiert, wenn Jahreszyklizität die Befindlichkeit beeinflusst, besonders aber wenn die Depression mit extrem schweren Einzelsymptomen einhergeht, für die es weder einen Auslöser noch einen sichtbaren Grund für deren Besserung gibt, kann es sich um eine „endogene“ also ererbte Depression handeln.

Stark vereinfacht kann also „Depression“ als Prozess des Auslaugens bestimmter Zentren des Gehirns, als Fehlen von Transmittersubstanzen gesehen werden. Eine Behandlung sollte dann nicht wie das Flicken eines kaputten Schlauches gesehen werden. Durch die Regeneration der erschöpften Zentren, soll es dem Betroffenen möglich werden die Muster und Mechanismen die zu diesem Zustand geführt haben zu finden und zu verbessern. Dies ist am besten in begleitender Psychotherapie möglich.

Neurobiologie

Wenn es etwas gäbe, das uns unsere Gefühle wieder gibt, unsere Abgestumpftheit nimmt, wie wirkt sich das auf unsere Persönlichkeit aus?

Die Erkenntnis der Neurobiologie besagt: die Basis für unser Schwächegefühl, für unsere Antriebslosigkeit, das fehlende Selbstwertgefühl und alle anderen Symptome der Depression liegt in einem Ungleichgewicht der Überträgersubstanzen. Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und alle anderen Transmitter müssen in ausgewogener Menge an den richtigen Synapsen in Mittelhirn und Hirnstamm zusammen vorliegen, um ein positives und erfülltes Lebensgefühl zu vermitteln.

Die Gehirnforschung hat in den letzten Jahren mehrere Neurotransmitter und deren Funktionen im Zentralnervensystem erforschen können

Dazu gehören:

  • Noradrenalin: das Stress- und Leistungshormon des vegetativen Nervensystems hat im Gehirn entscheidende Auswirkungen auf die Stimmung, das Selbstwertgefühl (steigernd), auf Appetit (hemmend) und sexuelles Verlangen (verstärkend). Es fördert die Konfliktbereitschaft aber auch die Frustrationstoleranz.
  • Dopamin, für Bewegungsapparat und Schizophrenie ausschlaggebend: im Mittelhirn vorwiegend stimulierend – verbessert depressive Stimmungen und negative Verhaltensweisen.
  • GABA (Gamma-Amino Buttersäure) ein hemmender Transmitter, der heute in der Epilepsieforschung große Beachtung findet. Sie bewirkt auch auf psychischem Bereich Erhöhung der Stabilität, Ausgleich und Ruhe. Neueste Forschungen zeigen, dass Symptome, wie pathologische Reizbarkeit, Aggressionsdurchbrüche und starke Gefühlsschwankungen damit behandelt werden können.
  • Endorphine (z.B. ß-Endorphin) und Enkephaline können als „Belohnungshormone“ tituliert werden, denn sie vermitteln ein Glücksgefühl besonders nach körperlichen Leistungen, reduzieren Schmerz und sind Basis für Reproduktion und Lernen. Im Gehirn sind sie u.a. dort zu finden, wo Schmerz kontrolliert wird und Gedächtnisinhalte eingespeichert werden. Morphium als pflanzliches Produkt hat einen großen Einfluss auf dieses System, daher auch die Suchtgefahr.

Welche Funktionen hat Serotonin?

Die verschiedenen Wirkungen von Serotonin werden durch verschiedene Rezeptoren vermittelt. In den letzten Jahren gab es eine dramatische Entwicklung in der Entdeckung und Differenzierung von Rezeptoren. So konnten bis zu sieben verschiedene Haupttypen, jeder mit Untertypen ausgestattet, erforscht werden.

Dadurch erscheint es besser verständlich, weshalb völlig verschiedene Krankheitsbilder mit dem Serotonin-Stoffwechsel zusammenhängen. Im Bereich des zentralen Nervensystems sind dies:

  • Depression, Panik-, Angst- und Zwangsstörungen,
  • Bulimie, Ess-Störungen, verschiedene Suchterkrankungen
  • Sexualstörungen, prämenstruelles Syndrom
  • Schizophrenie, Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen.
  • Migräne, Schwindel und Erbrechen, das vom Hirnstamm herrührt

Tatsächlich konnte man nicht nur bei diesen Störungen Veränderungen der Serotonin-Mengen an den entsprechenden Rezeptoren nachweisen, sondern auch Substanzen produzieren, die den Abbau und Verlust der Wirksamkeit des Serotonins verhindern und damit einen günstigen Einfluss auf diese Krankheitsbilder haben.

Psychopharmaka

Substanzen, die sich auf die Wirkungen der Transmittersubstanzen in den für psychisches Erleben zuständigen Hirnregionen (z.B. Mittelhirn, limbisches System, Hirnstamm, Thalamus) auswirken werden Psychopharmaka genannt. Das Ziel ist, die Balance der Überträgersubstanzen in diesen Regionen wieder herzustellen.

Früher war die Einnahme dieser Substanzen mit massiven Nebenwirkungen verbunden. Mundtrockenheit, Müdigkeit, Konzentrations- und Bewegungsstörungen waren zu befürchten. Die Menschen waren gezeichnet und mussten oft monatelange Krankenhausaufenthalte in kauf nehmen um Genesung zu erlangen . Dies ist heute nicht mehr so – die modernen Medikamente haben wenig unerwünschte Wirkungen, sind nicht giftig und können neben dem normalen Alltag eingenommen werden. Die Betroffenen können nach etwa zwei Wochen mit dem Einsetzen der Wirkung rechnen und wieder am Arbeitsprozess teilnehmen. Es gibt auch keine Sucht auf Antidepressiva oder Neuroleptika.

Die modernen Psychopharmaka verbessern die natürliche Wirkung eines (z. B. Serotonin) oder mehrerer (Serotonin und Noradrenalin) Neurotransmitter, in dem sie deren zu raschen Abbau verhindern. Sie stören daher nicht den Hirnstoffwechsel, sondern verbessern ihn. Dadurch wirken Sie wie ein „Batterieladegerät“, das erschöpfte und entleerte Energievorräte wieder auffüllt.

Seit spezifische Substanzen ohne wesentliche Nebenwirkungen produziert werden, ist für Menschen mit jedem Schweregrad von Depressionen eine neue Behandlungsperspektive eröffnet worden: Die gleichzeitige medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung wird immer wichtiger.

Was muss man über Psychopharmakabehandlung wissen?

Die wesentlichste Frage, die gestellt wird ist: „Wenn ich diese Pulver nehme, bin ich dann noch ich selber?“ – Die Antwort darauf lautet: Medikamente die Menschen blitzartig und grundlegend verändern gehören in die Horrorvision der Science-Fiction. Ein Umdenken allerdings, ein Neuorientieren eine Veränderung, weg von krankmachenden hin zu erholsamen Mustern – das gibt es.

Nebenwirkungen: Die heute verordneten modernen Medikamente haben nur in den ersten Tagen der Einnahme wesentliche Nebenwirkungen: Müdigkeit, Übelkeit, Kreislaufschwäche, Schwindel können auftreten, verschwinden aber bald wieder. Spätestens nach 5-6 Tagen gehen diese Beschwerden zurück. Sexualstörungen oder Mundtrockenheit können länger anhalten. Meist werden die Nebenwirkungen geringer, je länger das Medikament eingenommen wird. Gefährliche Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen oder andere mitunter bleibende Schäden gibt es nicht!

Hauptwirkung: Je nach der im Vordergrund stehenden Symptomatik, wird der Arzt ein Medikament auswählen, das die belastendenden Symptome zuerst verbessert. Diese Hauptwirkung setzt nach 1-2 Wochen ein. Danach entwickelt sich eine Wirkung die andere vielleicht etwas verdeckte Probleme der Depression verbessert. Wenn jemand z.B. unter starker Antriebs- und Entscheidungsschwäche leidet, wird man versuchen, diese Symptome zuerst zu bekämpfen. Danach wird vielleicht die dauernde innere Unruhe und das niedrige Selbstwertgefühl eine Verbesserung erfahren. In weitere Folge kann der Betroffene beginnen, Veränderungen in seinem Leben zu treffen, die er sich bisher nie getraut hat.

Dosis, Regelmäßigkeit: nur regelmäßige und kontinuierliche Einnahme in ausreichender Menge bewirkt einen Wirkspiegel der Substanz im Gehirn. Wird zu wenig oder zu unregelmäßig eingenommen, leidet der Betroffene nur an den Nebenwirkungen und es stellt sich keine Hauptwirkung ein.

Behandlungsdauer: Wenn das Medikament hilft, ist mit einer Behandlungsdauer von mindestens einem halben Jahr zu rechnen. Bei kürzeren Behandlungen ist die Gefahr des Rückfalls groß. Oft muss auch wesentlich länger behandelt werden, dies soll aber in jedem Fall der Facharzt entscheiden. Er wird sich bemühen, das passende Medikament für den Betroffenen zu finden und diese Therapie dann auch beizubehalten.

Absetzen: Psychopharmaka sollen prinzipiell nicht von einem Tag auf den anderen abgesetzt werden. In der Frühphase der Behandlung können die ursprünglichen Symptome wieder und stärker kommen (Rebound). In der Spätphase kann es zu neuen Symptomen kommen, die zwar harmlos aber lästig sind (Absetzsymptome).

Suchtgefahr: Immer wird danach gefragt, die Antwort lautet: Antidepressiva und Neuroleptika machen nicht süchtig. Es gibt auch keinen Gewöhnungseffekt oder eine psychische Abhängigkeit. Im Gegensatz zu den Antidepressiva können Beruhigungs- und Schlafmittel eine Gewöhnung hervorrufen. Natürlich gibt es vereinzelt Menschen die immer ein Problem haben, ein Medikament abzusetzen, hier kann gezielte Therapie helfen.

Autofahren: fast alle Medikamente der Gruppe der Antidepressiva erlauben Autofahren und berufliche Pflichten. Die Symptome der Depression (Konzentrationstörungen) sind intensiver und gefährlicher , als die Medikamentenwirkung. Im Zweifelsfall sagt Ihnen der Arzt Bescheid.

Alkohol: Die Alkoholwirkung wird verstärkt, Autofahren ist bereits bei kleinen Alkoholmengen nicht mehr möglich. Eine Verstärkung der Giftigkeit gibt es bei normaler Dosis bei den meisten Antidepressiva nicht: Es besteht daher keine erhöhte Gefahr der Leberschädigung.

Giftigkeit: Die meisten modernen Medikamente haben praktisch keine giftige Wirkung, auch wenn hohe Dosen (z.B. in selbstmörderischer Absicht) eingenommen werden. Gefährlich sind große Alkoholmengen zusammen mit großen Medikamentenmengen.

Schwangerschaft, Stillen: Da niemand ein ungeborenes Kind schädigen will, gibt es fast keine Forschungsergebnisse über die Wirkung von Psychopharmaka in der Schwangerschaft beim Menschen. Daher soll bei Eintritt einer Schwangerschaft, das Medikament rasch, aber nicht unvermittelt abgesetzt werden. Gegen Ende der Schwangerschaft und in der Stillperiode sind manche Medikamente möglich. Ihr Arzt weiß darüber Bescheid.

Persönlichkeitsveränderungen, Charakterveränderungen: Dies merken eher die Angehörigen als die Betroffenen selbst. Die Psychopharmaka verändern natürlich das Verhalten eines Menschen und die Art, wie er mit Problemen umgeht. Man wird kreativer, ressourcenreicher, vielleicht auch kritischer und selbstbewusster. Mit dieser Veränderung können die meisten Depressiven leben. Für den Partner kann aber dadurch ein Problem entstehen. Hier findet sich vielleicht ein Ansatzpunkt für eine Paar- oder Familientherapie.

Es ist ein bedeutender Unterschied, ob Depression negiert, tabuisiert und verheimlicht wird, oder ob ein Mensch und sein unmittelbares Umfeld, die Familie, Partner, Freunde gemeinsam lernen damit umzugehen. Das Medikament stellt in diesem Zusammenhang nur einen Baustein dar, ein Hilfsmittel für weitgehende Genesung.

Nicht alles ist Chemie!

Die Betrachtung der biologischen Zusammenhänge von Verhalten, Stimmung und Überträgersubstanzen kann uns die Hoffnung geben, viele Krankheiten und Leidenszustände positiv beeinflussen zu können. Es unterliegen viele Symptome einer Depression, wie Angst, Schmerzen, Erschöpfung und Verzweiflung, sowie ein sich Zurückziehen aus seiner Umgebung bis hin zum Selbstmord dem Einfluss von Neurotransmittern, die zurecht als Stimmungshormone bezeichnet werden können.

Dennoch ist mit der Medikamenteneinnahme nur ein sehr geringer Teil der Behandlung begonnen. Der größere Teil, nämlich das Wahrnehmen des Missstandes, der zu der Erkrankung geführt hat und seine Milderung oder Behebung liegt in der Initiative des Betroffenen selbst und ist als intensive und schwere Arbeit zu verstehen. Diese Veränderungsarbeit kann gelegentlich ohne fachliche Hilfe vollzogen werden, aber meist bedarf es des Wissens und der Klarheit eines kompetenten Spezialisten, des Psychotherapeuten. Moderne psychiatrische Konzepte sehen immer eine kombinierte Therapie, bei der Behandlung schwerer Störungen vor und es wäre ein großer Fehler, auf die Chancen und Möglichkeiten, die sich durch die Veränderungsarbeit mit gut geschulten Therapeuten ergeben, verzichten zu wollen.

Alternative Heilmethoden haben einen nicht unbedeutenden Stellenwert in der Behandlung psychischer Krankheiten: Akupunktur, Homöopathie, Diätmaßnahmen und Bewegungsprogramme können einen wesentlichen Beitrag zu Verbesserung einzelner Symptome der Krankheiten des depressiven Formenkreises leisten und helfen auch sich zu entspannen, regenerieren oder nur sich einfach etwas Gutes tun zu dürfen.

Obwohl es sehr oft notwendig ist, dass ein Depressiver professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, ist es auch gut, ein Stück Verantwortung für seinen Umgang mit der Krankheit mitzutragen. Sowohl Medikament, als auch Psychotherapie weisen wesentlich intensivere Wirkungen auf, wenn der Betroffenen bereit ist aktiv Veränderungen seines Lebens und seiner Gewohnheiten anzustreben.

Psychotherapie nimmt in diesem Zusammenhang einen ganz besonderen Platz ein: Der Betroffene erhält in der Atmosphäre der uneingeschränkten und ungeteilten Zuwendung ausreichend Raum und Energie sich seinen tiefen Problemen zu widmen. Für ihn ist es möglich eigene Verhaltensweisen zu verstehen und die Muster und Grundannahmen, die dazu geführt haben zu hinterfragen.
So wird es ihm möglich auch die krankmachenden, deprimierenden Grundeinstellungen zu revidieren und neue freiere Haltungen anzunehmen. Das Medikament kann dabei eine Hilfe sein, die Zukunft besser zu gestalten.

Wann ist es sinnvoll einen Facharzt zu konsultieren?

  1. Veränderung im logischen Gedankengang: Verlangsamung, Beschleunigung, Sprunghaftigkeit
  2. Gedächtnisstörungen: Ausblendungen, Tilgungen; Amnesie, Vergesslichkeit.
  3. Unerklärliche Stimmungsschwankungen, besonders, wenn diese rasch und unvorhersehbar ablaufen (von normaler – euthymer – Stimmung zur Dysphorie oder Euphorie – ohne erkennbaren Anlass)
  4. Alle Störungen, bei denen ein Wechsel der Bewusstseinslage vorkommt (Anfälle, Verwirrtheit, Starre, Durchbrüche von Emotionen
  5. Veränderung im subjektiven Erleben von Affekten: Affektlosigkeit, Fehlen von Gefühlen bzw. Gefühlserleben. Lust- und Interesselosigkeit, Entscheidungsschwierigkeiten, Ziel- und Sinnlosigkeit.
  6. Anhaltende Schlafstörungen (länger als drei Wochen).
  7. Antriebsstörungen: gehemmter oder gesteigerter Antrieb, das innerliche Gefühl immer dieselben Gedanken denken zu müssen, innerlich unruhig, „zu eng in der Haut“, „wie ein Löwe im Käfig“.
  8. Immer wiederkehrende Schuldgefühle und quälende Selbstvorwürfe, Selbstmordgedanken, auto- und heteroaggressive Verhaltensweisen (Verletzungen, Vergiftungen, rücksichtsloses Fahren, fatales Spielen) und deren Androhung.
  9. Ess-Störungen: Bulimie und Anorexie.
  10. Sucht und wiederholter Substanzmissbrauch, Alkohol, Drogen
  11. Angst, Panikattacken, anfallsweise, unvorhersehbare Angstsymptomatik mit körperlichen Beschwerden. Hartnäckige Phobien, die klassischen phobisch-anankastischen Neurosen.
  12. Alle Störungen bei denen körperliche, vor allem vegetative Symptome auftreten. (Schweissausbrüche, Herzbeschwerden, Muskelverspannungen…)
  13. Verfolgungsideen, -gefühle, und -wahn (subjektive Gewissheit)
  14. Erinnerungsfälschungen, Illusionen, Anmutungserlebnisse, Halluzinationen.

Achtung: Depression hat viele Gesichter!

Wenn Sie Ihre Beschwerden in diesen Zeilen nicht zuordnen können, gibt es dennoch viele Möglichkeiten. Besserung kann durch einen vernünftigen Umgang mit sich selber eintreten, Bewegung, Ausdauertraining, Psychotherapie und manchmal auch durch Medikamente. Wichtig ist die ärztliche Absicherung, einerseits um keine langwierige Krankheit zu übersehen und anderseits die richtige Auswahl aus den therapeutischen Möglichkeiten zu treffen.

(© Possnigg 2012)

  1. Ich verwende hier konservativerweise die männliche Form, obwohl Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind.. Möglicherweise ist die Dunkelziffer bei Männern höher, denn sie sind für professionelle Hilfe meist weniger zugänglich Sie greifen eher zu Alkohol oder neigen zu Aggressionsdurchbrüchen, eine Form der Problembewältigung die schwere und weitreichende Folgen hat. zurück zum Text
  2. Durch das Zusammenspiel von Bahnung und Hemmung wird das Gehirn zum Netzwerk, in dem höhere Funktionen möglich werden. Für die Milliarden Nervenzellen ist Kontakt und Kommunikation gleichsam ein Grundbedürfnis. Nervenzellen sind wie neugierige Kinder: sie wollen nicht nur alles wissen und verstehen, was um sie vorgeht, sie sind auch ständig bereit neue Kontakte zu knüpfen. Die Zellen vernetzen rasch miteinander: Einmal Gelerntes wird schneller und besser nachvollziehbar. Beim Erlernen von Aktivitäten wie Gehen, Lesen oder Rechnen u.v.a. werden Nervenbahnen angelegt, die umso leichter laufen, je häufiger etwas geübt wird. Ebenso die Verknüpfung einer Situation mit einem bestimmten Gefühl ist ein Lernbereich. Je mehr wir entwertet und niedergemacht werden, desto intensiver wird eine negative Kette von Synapsen stimuliert Auch hier findet eine Art Trainingseffekt statt. Angst, Stress aber auch Überreizung führt so zu einem eingefahrenen Muster, das uns rasch an die Grenzen der Belastbarkeit heranführt. Wenn in zu vielen Situationen negative Gefühle auftauchen, stellt der Organismus langsam auf „nur nichts spüren“ um. zurück zum Text
  3. Selbstverständlich ist die Einteilung der psychischen Krankheiten wesentlich komplexer. Hier soll ein stark vereinfachtes Modell gezeigt werden, das zum Verständnis von Angst, Depression und Wirkmechanismen der Psychopharmaka beitragen soll. zurück zum Text